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Bei Elsfleth fließt die Hunte in die Unterweser – und das nicht allzu weit entfernt von der offenen See. Wenn das nicht eine günstige Lage für alles ist, was mit Schifffahrt zu tun hat! Elsfleth hatte eine Vielzahl von Werften und Reedereien, lange Zeit aber keinen regelrechten Hafen mit Warenumschlag. Lediglich eine Anlegestelle, an der beispielsweise vor 200 Jahren das erste deutsche Dampfschiff, der Raddampfer „Weser“, regelmäßig festmachte. Auch lagen hier im 19. Jhd. die Segelschulschiffe des Deutschen Schulschiffvereins, eine Tradition, die seit 1982 mit der „Herzogin Elisabeth“ wieder aufgenommen wurde.
Als um die Wende zum 20. Jhd. das Zeitalter der Segelschiffe seinem Ende entgegenging und ein Werftensterben einsetzte, verlegte sich Elsfleth vermehrt auf den Hafenumschlag.
Der Holzkaufmann Christian Külken beantragte 1906 in vorausschauender Weise beim Staatsministerium in Oldenburg eine Ansiedlung am Tidehafen zwischen der heutigen Kaje und dem Gelände der ehemaligen Elsflether Werft. Der Betrieb entwickelte sich schnell zu einem der größten in der Stadt mit zeitweise 60 Beschäftigten. Külken führte Schnittholz aus Übersee ein. An der rund 200 Meter langen Pier löschten 1910 regelmäßig vier Dampfer und zwei Segelschiffe ihre Holzladung, Tendenz steigend. Der Erste Weltkrieg tat dem allerdings einen schmerzhaften Abbruch. Die Firma musste ihren Betrieb einschränken und einen Teil ihres ungenutzten Geländes sogar verkaufen – womit allerdings eine andere Erfolgsgeschichte begann, nämlich die Gründung der Elsflether Werft GmbH, die über Jahrzehnte hinweg eine breite Palette von Schiffsneubauten in das Wasser der Hunte vom Stapel ließ.
1936 musste der Pier am Tidehafen gesperrt werden, da die Standfestigkeit seiner Klinkergewölbe nicht mehr gegeben war. Das Hafenstück verschlickte nun zusehends und musste für jeglichen weiteren Schiffsverkehr aufgegeben werden. Damit verblieb lediglich die gut 100m lange Staatskaje, die jedoch seit den 50er Jahren wieder bestens frequentiert war. Liegt Elsfleth doch über Hunte, Küstenkanal und Ems an der Route zum Industrierevier an Rhein und Ruhr. Die zahlreichen Schiffer, die hier festgemachten oder auch übernachteten, belebten die Wirtschaft der ganzen Stadt. Heute befindet sich die alte „Staatskaje“ in Besitz der Stadt Elsfleth und wird daher nur noch als „Kaje“ bezeichnet. Hier finden sich neben dem Liegeplatz der „Lissi“, u. a. die Lotsenversetzstelle, die Anlegestelle für Fahrgastschiffe, ein privater Sportbootanleger, der Standort des Schiffsführungssimulators der Jade-Hochschule und natürlich unsere Touristik-Info, die Sie herzlich willkommen heißt.