Friedensroute

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Reiter: Na, frommer Bruder? Lässt Gott heut´ nicht die Sonne freundlich scheinen?
Mönch: Für einen Reitersmann wie Euch mag das Licht der Sonne heute ungetrübt erscheinen. Doch für unsereins…
Reiter: Weshalb die Sorge?
Mönch: Zu unbeständig war in den letzten 30 Jahren auch für uns die Zeit. Wenn ich recht bedenke, mit was sich ein Mönch eigentlich befassen sollte. Gewiss nicht mit der Sorge für Leib und Leben und auch nicht darum, ob er am nächsten Tag noch eine Krume Brot zu Essen hat, geschweige denn ein Dach über dem Kopf!
Reiter: Mittlerweile ist Eure Bruderschaft doch schon seit drei Jahren wieder im Schloss untergebracht.
Mönch: Naja, schon richtig! Aber wer will sich in diesen unsicheren Zeiten denn auf irgendetwas verlassen! Auf das Wort der Schweden? Auf die Hilfe des Kaisers und seiner Generäle? Die Schweden haben uns im Jahre des Herrn 1634 enteignet und uns unserer eigenen Schwelle verwiesen! Schlimm war das. Nur drei von unseren Brüdern, die zu hinfällig waren, um das Kloster zu verlassen, wurde die Gnade gewährt zu bleiben. Aber was für eine Gnade! Kaum ein Auskommen hatten sie. Außerdem waren sie dem Mutwillen der Besatzung ausgeliefert!
Und die Kaiserlichen haben uns kläglich im Stich gelassen! Nichts an Hilfe haben sie uns gebracht. Im Gegenteil, wir selbst mussten unseren Ordensbrüdern helfen, die aus anderen Klöstern hatten fliehen müssen. Aufnehmen mussten wir sie und das Wenige, was wir noch hatten, mit ihnen teilen! Und wenn denn kaiserlich-ligistische Soldaten durch das Land gezogen kamen, dann konnte man sich lediglich darauf verlassen, dass sie alles, was sie für brauchbar befanden, mit sich nahmen. Mich dauerte so manches Mal das Schicksal unserer armen Bauern! Furchtbares passierte in allen Ortschaften des Amtes Iburg. Und all das geschah direkt vor unseren Augen!
Ja, sicher, Anno 1645 schaffte es unser guter Abt Thorwahrt, das Kloster den Schweden wieder abzuschwatzen, oder besser: teuer abzukaufen. Wenn ich daran denke, dass wir einmal das Hauskloster unseres Herrn Fürstbischofs von Osnabrück gewesen sind, bar jeder weltlichen Sorge. Und nun müssen wir jeden kleinen Silberling ein Dutzendmal herumdrehen, bevor wir nur das Allernötigste an unseren Räumlichkeiten wieder instand setzen können! Nun stellt Euch nur einmal vor, den Herren in Osnabrück und Münster will es einfach nicht gelingen, uns den Frieden zu bringen, was dann? Geht dann alles wieder von vorne los?

Reiter: Nun habt doch etwas Gottvertrauen!
Mönch: Ha, das ist ein guter Witz! Der Postreiter hält dem Mönch die Predigt. Haha, ein wahrlich guter Witz!