Foto - Stefan Herringslack

Lengerich

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Z: „Halt! Willkommen im schönen Königreich Preußen. Habt Ihr wohl etwas zu verzollen?“

R: „Nein, werter Herr Zöllner, ich gehe nur meine Verwandten besuchen.“

Z: „Hmm! Und was hat er da in seinen Satteltaschen? Die sehen mir durchaus nicht leer aus!“

R: „In meinen Satteltaschen? Ja, werter Herr Zöllner, Ihr werdet es nicht glauben, darin befindet sich etwas, das meinem Pferd Flügel zaubert.“

Z: „Flügel zaubert? Unsinn!“

R: „Nein Herr, im Ernst, ich zeige es Euch! Hüjaa!“

Z: „Halt, Im Namen des Königs! Das ist ja nicht zu fassen, na warte!“

Z: „Na, Bursche, eins verspreche ich Dir, das nächste Mal ziele ich auf den Mann!“

 

Dieses weite hügelige Land, auf das Sie von hier aus Ausblick haben, ist tatsächlich einmal eine Grenzregion gewesen. So weit das Auge reicht, erstreckte sich im Süden das Königreich Preußen, das hier im 18. und 19. Jhd. große Gebiete erworben hatte. Osnabrück und sein Umland, das Sie nördlich von hier sehen, war dagegen an das Königreich Hannover gefallen, so dass hier von West nach Ost eine echte Landesgrenze verlief, die durchaus ernst genommen werden wollte. Preußen und Hannover ließen die Grenze sogar noch einmal durch Sachverständige ausmessen und bestätigten den Stand der Dinge durch die Setzung neuer Grenzsteine, die heute z.T. noch an Ort und Stelle auffindbar sind. Und natürlich wurde an einer solchen Grenze auch Zoll erhoben. Zollstellen gab es an den offiziellen Verbindungsstraßen, die es von Alters her zwischen Osnabrück und Münster gab, aber auch an einigen kleineren Übergängen, so dass jeder, wenn er wollte, seinen Pflichten dort nachkommen konnte. Nun wollte aber genau das eben nicht jeder. Den Untertanen seiner Majestät von Preußen war es nämlich aufgetragen, preußisches Salz zu verköstigen. Und dieses Salz aus der Mindener Gegend war teuer und nicht sonderlich gut. Im benachbarten Rothenfelde, also in Hannover, gab es dagegen ausgesprochen gutes Salz, und das auch noch zu einem viel besseren Preis. Da war es kein Wunder, dass der Salzschmuggel geradezu zum Volkssport wurde. Einmal soll sogar eine große Fuhre eingeführt worden sein, indem man vorgab, in einem Trauerzug ins Preußische zu ziehen. Dabei war auf dem Wagen keine Leiche, sondern eine gute Ladung weißes Gold. Auch Vieh, Holzkohle und Branntwein hat man immer wieder über die Grenze geschafft. Um dagegen effektiver vorgehen zu können, rüstete die staatliche Seite schließlich auf. Die preußischen Beamten wurden mit Schusswaffen ausgestattet, damit sie dem Treiben Einhalt gebieten konnten.

Im Jahre 1866 war es dann endlich vorbei mit dem Schmuggel. Allerdings nicht, weil die Schmuggler aufgegeben hätten, sondern weil in diesem Jahr das Königreich Hannover von Preußen militärisch besiegt und annektiert wurde. So war aus der Landesgrenze eine Verwaltungsgrenze geworden, an der es keinen Zoll mehr gab.