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Ehrenwerte Besucher, willkommen auf meiner Burg!
Wilhelm von Bussche ist mein Name. Seit dem Jahre des Herrn 1493 bin ich nicht nur Amtmann in Harpstedt und Delmenhorst, sondern auch in Wildeshausen. Ich stehe in Diensten des hochwohlgeborenen Fürstbischofs von Münster – und des Erzbischofs von Bremen, (haha) obwohl ich das manchmal ein bisschen vergesse, wenn ich ehrlich bin.
Ich bin durchaus ein Mann von adeligem Stand, aber eines muss ich doch zugestehen: Als Herr über Stadt und Burg Wildeshausen trete ich in durchaus in große Fußstapfen. Der Sage nach soll Sachsenherzog Widukind, der Gegenspieler Kaiser Karls des Großen, vor vielen hundert Jahren hier schon seine Burg gehabt haben. Später hielt hier die Wildeshauser Linie der Oldenburger Grafen Hof. Sie sind es, die nach den alten Urkunden, die Burg an Ort und Stelle hier gebaut haben. Damals ist die Festung allerdings noch keineswegs so schmuck gewesen, wie sie es heute ist, zumal ich einiges an gutem Geld hineingesteckt habe, um sie zu renovieren. Wie andere Befestigungen aus alter Zeit ist die damalige Burg wohl nur eine sog. Motte gewesen sein, eine Befestigung auf einem aufgeworfenen Hügel, umgeben von Wasser, bekrönt mit einem hölzernen Turm und einigen Fachwerkbauten. Das sieht hier heute schon ganz anders aus: Ein stattlicher runder Bergfried von mehr 12 Metern Höhe mit einem pfannengedeckten Dach und einer blitzenden kupfernen Wetterfahne obendrauf. Direkt daneben ein ziegelgedecktes dreigeschossiges Wohnhaus mit echten Glasfenstern samt angehängter Kemenate, dann Backhaus, Stall, Brunnen und noch einiges mehr. Das Ganze ist umgeben von einem Graben und einem wuchtigen Wall aus eingestampfter Erde mit einer Brustwehr aus doppeltem Flechtwerk. Die eine Brücke führt Richtung Stadt, eine weitere, befestigt mit einem Torturm, ist eine veritable Zugbrücke, die nach Süden führt.
Eine durchaus wehrhafte Anlage! Und das ist auch gut so, denn den Bremern ist nicht recht zu trauen und meinen Lieblingsfeinden, den Oldenburger Grafen, schon gar nicht!
Ja, solange ich hier das Sagen habe, wird nichts anbrennen. Aber wer weiß schon, wie es in einigen Jahren aussieht. Ich bin in Wildeshausen nur Dienstmann meines Herrn in Münster und nicht sein Lehnsmann. Daher werde ich meine Herrschaft nicht vererben können. Und so kommen vielleicht eines Tages Zeiten, in denen niemand mehr diese stattliche Feste braucht. Und dann wird es wohl so sein, dass man sie niederlegt und nur noch die Erhebung übrigbleibt, auf der einst vielleicht schon Widukind seinen nächsten Zug gegen Kaiser Karl geplant hat.