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Herzlich Willkommen auf dem Aussichtsturm im Ochsenmoor. Direkt am Turm vorbei führt der Naturerlebnispfad Dümmer - und das nicht von ungefähr, denn von aus blicken Sie auf eines der ehrgeizigsten Vogelschutzprojekte Europas. Entsprechend fördert die Europäische Union im Rahmen der Natura 2000-Konzeption den Dümmer-Vogelschutz als sog. EU-Life-Projekt.

In dem Projekt vor Ort geht es in erster Linie darum, die Feuchtgebiete rund um den Dümmer, die nach der Eindeichung des Sees vertrocknet waren, wieder kontrolliert zu vernässen. Sie mögen sich jetzt die Frage stellen, warum dieser Zusammenhang von europaweiten Interesse sein soll. Aber denken Sie einmal an den Vogelzug. Die Zugvögel sind im wahrsten Sinne des Wortes Globalisierer, denn ihre Züge machen vor keiner Grenze halt und umfassen einen Bereich von Nordskandinavien bis in den Süden Afrikas. Die Vögel, die so weit und lange unterwegs sind, brauchen aber immer wieder Plätze, wo sie ungefährdet und ungestört rasten, fressen und schlafen können.

Die wiedervernässten Dümmerwiesen sind ein solcher Ort. Durch das Wasser auf den Wiesen zwischen November und Mai sind die Vögel weitgehend sicher vor Fressfeinden, gleichzeitig gibt es hier Nahrung in Hülle und Fülle.

Zehntausende von Vögeln sind hier während der Zugzeiten im Herbst und im Frühjahr zu Gast am Dümmer. Ob Stare, Störche, Kiebitze, Gänse und noch unzählige andere Arten, sie alle kommen hierher. Gerade die beiden letztgenannten fallen oft in riesigen Schwärmen ein. Besonders die Herbstrast der Gänse auf den Dümmerwiesen ist ein großartiges und beeindruckendes Naturschauspiel, das sich nur hier in dieser Form beobachten lässt.

Die Gans kommt bei uns in drei Arten vor: Da ist zum einen die Graugans, deren Gefiederfarbe schon ihr Name verrät. Sie ist die einzige der drei, die auch im Sommer bei uns zu sehen ist. Sie brütet sogar in den Schilfzonen des Dümmers. Ab September nimmt jedoch ihre Anzahl rapide zu, denn dann kommen die lieben Anverwandten aus dem hohen Norden oder aus dem Osten, um sich eine Rast zu gönnen oder sogar des Längeren zu verweilen.

Zum anderen sind da die Blässganse mit ihrer weißen Stirn und den breiten schwarzen Bändern an Brust und Bauch. Blässgänse kommen erst im Herbst zu uns, bleiben aber in großer Zahl den Winter über am Dümmer. Gegen Sonnenuntergang kann beobachtet werden, wie ganze Scharen der Tiere von den Wiesen im Ochsenmoor zum See hinüberwechseln, um dort auf dem offenen Wasser ihren Schlafplatz einzunehmen. Am frühen Morgen kommen sie dann zurück auf die Wiesen.

Als drittes ist noch die Saatgans zu nennen. Sie ist an ihrem bräunlichen Gefieder und ihrem dunklen Gesicht zu erkennen. Sie ist im Vergleich zu den anderen beiden ein eher seltener Gast. Meistens mischt sie sich unter die Blässgänse, deren Gewohnheiten sie im Großen und Ganzen teilt.

Wenn Sie diese wunderschönen Vögel beobachten, wie sie sich mit vielstimmigem Geschrei in die Lüfte schwingen, mag auch Sie die Sehnsucht befallen, wie einst Nils Holgerson mit den Gänsen davon zu fliegen. Doch es hilft alles nichts, Sie und ich, wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Doch das hat auch etwas Gutes an sich, denn so können wir gemeinsam dafür sorgen, dass diese wunderschönen Geschöpfe bei uns erhalten bleiben.