Neuenkirchen

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Glauben Sie ja nicht, dass der Stapelberg lediglich eine einfache sandige Erhöhung wie viele andere sei! Bei weitem nicht! Die Leute der Umgebung wussten das schon immer, denn sie erzählten sich von alters her, was es mit dem Stapelberg tatsächlich auf sich hat.

Begeben wir uns also zurück in eine andere Zeit. Damals gab es hier in der Gegend nur eine einzige Kirche, das war die Kirche in Merzen. Von überall her pilgerten die frommen Seelen hierher, um den allsonntäglichen Gottesdienst nicht zu versäumen. Auch gab es damals noch Riesen im Land, die teilweise zum christlichen Glauben gefunden hatten. Wie alle anderen kamen sie jeden Sonntagmorgen nach Merzen, um die heilige Messe zu hören.

Zwei dieser frommen Riesinnen sehen wir nun gerade über Landschaft stapften. Kommen Sie, lassen Sie uns die beiden einmal belauschen.

Frigga: Ist das nicht ein schöner Morgen?

Gilda: Da magst du wohl recht haben. Aber gestern hat es wieder geregnet, als ob der Himmel die Erde ertränken wollte. Sieh mal, wie matschig die Wege überall sind!

Frigga: Ja, stimmt, da ist es ganz mühselig vorwärtszukommen. Außerdem kriegt man immer nasse Füße! Wenn das mal nicht auf die Blase geht!

Gilda: Aber dafür schleppen wir doch diesen ganzen Sand in unserer Schürze mit, damit wir ihn an den schlimmsten Stellen auskippen können und wir übers Trockene laufen können.

Frigga: Ja, es war wirklich eine schlaue Idee von dir, den Sand mitzunehmen. Aber eines will ich dir sagen, er ist doch ziemlich schwer! Wollen wir nicht eine kleine Pause machen? Bestimmt haben wir noch genügend Zeit, bis die Messe anfängt.

Gilda: Na, wenn du meinst. Komm, da vorne ist ein schönes Plätzchen. Aaa, auf dem Hintern sitzt es sich am besten!

Frigga: Wupps! Hahaha! Jetzt noch ein Tässchen Tee und die Sache ist perfekt! Und wie schön still es hier ist, nur die Vögel zwitschern.

Gilda: Ach du liebes Lieschen! Von wegen Stille! Hörst du das? Das ist doch die Kirchenglocke von Merzen! Die Messe fängt gleich an.

Frigga: O je, wir haben noch das ganze Stück zu laufen, und dann auch noch der viele schwere Sand!

Gilda: Papperlapapp, den Sand lassen wir natürlich hier! So, einmal ausgekippt und gut!

Frigga: Du hast ja so Recht! Wie immer!

Gilda: Nun schnack nicht lange, sondern mach hinne!

Frigga: Jaja, ist ja schon gut!

Gilda: Jetzt müssen wir uns aber beeilen, Herrgott nochmal! Nun mach schon, komm endlich! Es ist immer dasselbe mit dir, ständig muss man hinter dir her sein! Also wirklich, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, deine Urgroßmutter wäre eine Schnecke gewesen…

So, meine geneigten Zuhörer, jetzt wissen wir es ganz genau, wie einst all der Sand hierhergekommen ist, und auf welche Weise unser Stapelberg entstanden ist!