Sagen der Hufeisenregion

Der Drache von Lechtingen

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In alter Zeit trieben der Teufel und viele seiner Geschöpfe rund um Osnabrück ihr Unwesen. Das musste auch Bauer Brämme aus Lechtingen, einer alten Dorfschaft in der Gemeinde Wallenhorst, erfahren.

Bauer Brämme arbeitete wie gewöhnlich auf seinem Feld und dachte an nichts Arges, da hörte er plötzlich ein gewaltiges Rauschen wie von mächtigen Schwingen. Er blickte auf und der Schreck durchfuhr alle seine Glieder, denn über ihm schwebte ein leibhaftiger Drache! Bevor er sich´s versah, hatte das Untier ihn schon gepackt und trug ihn weit in die Luft hinauf. Sie flogen immer höher über das Land hinweg, bis der Bauer tief unter sich ein großes Wasser sah. Da dröhnte die Stimme des Drachen: „Bekreuzige dich jetzt“. Der Bauer hatte zwar große Angst und hätte sich allzu gern bekreuzigt, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Wenn der Drache ihn dazu aufforderte, konnte nur etwas Übles dahinterstecken. Deshalb antwortete er: „Nein, das will ich nicht!“

Sie flogen noch ein Stück höher, noch immer über dem Wasser. Wieder dröhnte die Stimme des Drachen, diesmal noch drängender: „Bekreuzige dich jetzt!“ Aber auch diesmal antwortete der Bauer: „Nein, das will ich nicht!“

Der Drache schnaubte und stieg noch höher. Noch immer lag tief unter ihnen das Wasser. Wiederum dröhnte die Stimme des Drachen, noch drängender und drohender als zuvor: „Bekreuzige dich jetzt!“ Bauer Brämme wurde nun jedoch mutiger, weil er merkte, dass der Drache ihn offenbar zu nichts zwingen konnte. Deshalb antwortete er: „Ich habe dir schon zweimal gesagt, das will ich nicht!“

Da lachte der Drache und sagte: „Du bist wahrhaftig ein Sturkopf, aber das ist nicht zu deinem Schaden. Denn wenn du dich bekreuzigt hättest, hätte ich dich fallen lassen und du wärst jämmerlich dort unten im Wasser ertrunken!“

Daraufhin brachte der Drache den Bauern zurück auf sein Feld und krümmte ihm kein einziges Haar dabei.