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Moin und herzlich willkommen in Ihlowerfehn!
Wenn Sie sich hier umsehen, kommt Ihnen sicherlich alles gemütlich, gastfreundlich und gediegen vor. Aber, ich will Ihnen mal was sagen: Das war nicht immer so, denn die ganze Umgebung hier war einmal die tiefe einsame Wildnis einer Moorlandschaft.

Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann in Ostfriesland eine Phase intensiver Binnenkolonisation. Die Bevölkerung hatte stark zugenommen, daher brauchte es vermehrt Ackerland, das aber keineswegs grenzenlos zur Verfügung stand. Die Kultivierung der Moore bot daher einen gewissen Ausweg.
Für die Entwässerung des Moores wurde zunächst ein Kanal gegraben. Er diente gleichzeitig als Hauptverkehrsader für den Antransport lebensnotwendiger Waren und den Abtransport unzähliger Fuhren gestochenen Torfs. Dann wurden an den Uferflächen Siedlungsplätze ausgewiesen, so dass nach und nach dort eine Reihe von Häusern entstand. Eine derartige Siedlung nennt man Fehnsiedlung und genau eine solche entstand hier in Ihlowerfehn.
Im Jahr 1780 begründete der Emder Kaufmann Lammert Harms Aden die hiesige ‚Torfgräberey’, wie man damals sagte. Vom Krummen Tief aus, einem natürlichen Wasserlauf, der nach vielen Windungen und einigen Namensänderungen schließlich bei Oldersum in die Ems mündet, wurde der Ihlower Fehnkanal gegraben. Hier entstanden beiderseits des Kanals vermutlich die ersten Siedlerhäuser, wie die Lage der alten Schule, die heute als Dorfgemeinschaftshaus und Vereinsheim dient, vermuten lässt.
Später wurden weitere Kanäle und Abzugsgräben gezogen und die Fehnsiedlung wuchs weiter Richtung Nordwesten.
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts spielte die Torfgewinnung kaum noch eine Rolle. Die Landwirtschaft war mittlerweile zum Haupterwerbszweig geworden. Darüber hinaus blieb Ihlowerfehn ein Zentrum der Binnenschifffahrt. Schon zu Zeiten der Moorgräberei gab es hier um die 30 der traditionellen Torfschiffe, der sogenannten Tjalken. Später existierte im Ort sogar eine Reederei, die „Ihlowerfehncompagnie“, die bis ins 20. Jahrhundert hinein immerhin sechs seetaugliche Schiffe unter Flagge hielt. Auch gab es vor Ort zwei Werften, einmal die Cassenswerft, die 1875 nach Emden expandierte und dort eine große Schiffbautradition begründete, und die Werft von Lübbe Voss, die noch heute in der Gemeinde Ihlow beheimatet ist.
Mittlerweile ist zudem der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig geworden. Und dahingehend kann Ihlowerfehn heute eine besondere Attraktion aufweisen, nämlich
das Ihler Meer, einen familienfreundlichen Freizeitsee mit einer Fläche von 3,5 Hektar. 1990 wurde der See fertiggestellt und mit Grundwasser befüllt. In seinem Strandbereich gibt es seit 2023 zudem einen gut ausgestatteten Erlebnisspielplatz mit vielen Klettermöglichkeiten, Rutschen, Schaukeln und weiteren Spielgeräten.