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Hornburg ist die Fachwerkstadt schlechthin. Die gesamte Altstadt mit ihren etwa 400 Fachwerkhäusern bildet ein einziges zusammenhängendes historisches Denkmal, weshalb sich an den einzelnen Häusern auch keine Denkmalschutz-Plaketten befinden. Das älteste der Fachwerkgebäude steht gegenüber dem Kirchturm und stammt aus dem Jahre 1508, das jüngste findet sich am Heimatmuseum und stammt aus den 1920ern.
Auch unser Marktplatz ist vollständig von Fachwerk eingerahmt. Eines unserer schönsten Gebäude ist die ehemalige Ratsapotheke mit dem gemalten Anker auf der Tür oben zum Dachmagazin. Wie vieles andere, was die frommen Hornburger auf ihre Häuser gemalt oder in die Balken geschnitzt haben, gehört der Anker zur christlichen Symbolik. Dazu gesellen sich zudem häufig Zitate aus der Bibel oder ein erbaulicher Sinnspruch. Schauen Sie sich nur um! Sie werden sehen: So manches der hiesigen Häuser hält eine echte Lebensweisheit für Sie parat! Zuständig für die dekorative Ausgestaltung der Fassadenbalken waren die sog. „Schnittker“, ein eher der Kunst zugeneigter Berufsstand und damit deutlich zu unterscheiden von den eigentlichen Zimmerleuten, die für Herstellung und Standfestigkeit des Balkenwerks zuständig waren.
Die alten Handwerker hatten eine bewundernswerte Meisterschaft darin entwickelt, wie man ein solches Fachwerkhaus baut. Um ihr Geschick richtig einschätzen zu können, muss man sich bewusst machen, dass viele der Hornburger Fachwerkhäuser hier schon seit erstaunlichen 400 Jahren oder noch länger stehen.
Zuallererst maß man den Bauplatz aus und besorgte sich das passende Bauholz. Dann wurde jedoch nicht jeder rohe Balken Stück für Stück zum Bauplatz geschafft, um ihn dort einzupassen, sondern man ging wesentlich effektiver und rationaler zu Werke. Es gab am Rande Hornburgs große Wiesen, die als sog. „Zimmerplätze“ benutzt wurden. Das heißt, dort wurden die jeweiligen Balken zurechtgezimmert und einander zugeordnet. Damit man hinterher noch wusste, welcher Balken wohin gehörte, versah man ihn mit entsprechenden Markierungen. Auf dem Zimmerplatz entstand also gewissermaßen ein großer Baukasten, der an seinem Bestimmungsort nur noch zusammengesteckt werden musste. Der Transport der Balken brauchte allerhand helfende Hände und sicherlich wird dabei Nachbarschaftshilfe eine große Rolle gespielt haben, denn für den Transport der Balken mit einem Karren oder ähnlichem waren die Gassen der alten Stadt viel zu eng. Stand dann endlich das Balkenwerk des neuen Hauses, konnte im Kreis der Familie und Helfer kräftig angestoßen und das Richtfest gefeiert werden.