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Nun werden wir sie nehmen, die Burg der räuberischen Tecklenburger hier in Kappeln. Nie wieder sollen sie den Osnabrückern Scherereien bereiten! Sonst will ich nicht Ludolph von Vinte heißen!

Neben seiner wahrhaft uralten Stadtkirche hat Westerkappeln noch einen weiteren Fokus der Ortsgeschichte, und das ist das Haus Kappeln.
Dabei handelt es sich um ein Rittergut, dessen Wurzeln bis ins beginnende 12. Jhd. zurückreichen. Graf Hermann von Ravensberg, der seinen Stammsitz in Borgholzhausen, südöstlich von Osnabrück hatte, war zu dieser Zeit einer der mächtigsten Adeligen in der gesamten Region. Er legte in Westerkappeln den Grundstein für eine Nebenburg, die seinen örtlichen Machtanspruch untermauern und festigen sollte.
Der Ritter, den die Ravensberger hier als Lehensmann einsetzten, nannte sich bereits 1158 nach dem frühen Kirchenbau im Ort Henricus de Cappele, also Heinrich von Westerkappeln. Er wird zudem als „Dinggraf“ bezeichnet, d.h. er fungierte hier im Umland als oberster Richter.
Friedliche Zeiten waren den Rittern von Cappeln jedoch nicht vergönnt. Ihre Ravensberger Lehensherrn kämpften nämlich während des 13. Jhd. jahrzehntelang mit den Grafen von Tecklenburg um die Vorherrschaft in dieser Region. Im Zuge dessen wechselte die Burg mehrfach ihre Zugehörigkeit, bis die Tecklenburger sich schließlich durchsetzten. Während des 14. Jhds. traten zudem die Bischöfe von Osnabrück auf den Plan. Sie hatten die Nase voll davon, dass die Tecklenburger sich immer wieder an den Osnabrücker Kaufleuten schadlos hielten. Daher zogen sie eine große Streitmacht zusammen und eroberten im Jahr 1382 die Burg Cappeln, um sie infolgedessen gründlich und endgültig zu zerstören. Da Familie derer von Cappeln mittlerweile ausgestorben war, ging das Erbe an die Famile Korff über, die damit begann, hier statt einer Burg ein Rittergut aufzubauen. Es entstand eine Anlage auf zwei Inseln, die durch ein Grabensystem gesichert war.
Das Rittergut erlebte durch seine Geschichte hindurch viele unterschiedliche Besitzer und wechselhafte Schicksalsfälle. Mal ging das Rittergut bankrott, mal wurde es beim Glücksspiel gesetzt – und verloren. Dennoch blieb es in Bezug auf Westerkappeln eine bestimmende Größe. Denn hier saßen noch bis ins 19. Jhd. die Drosten und Amtsmänner, die über Westerkappeln die kommunale Regierungsgewalt innehatten.
1965 erwarb der Industrielle Walter Titgemeyer das Haus Cappeln, der das mittlerweile recht in die Jahre gekommene Gebäudeensemble aufwendig restaurieren ließ.
Das Anwesen befindet sich auch heute noch in Privatbesitz. Daher kann es nicht besichtigt werden und die Besitzer schätzen ihre Privatsphäre. Das weitläufige Anwesen kann aber mit einem ausgiebigeren Spaziergang umrundet werden, so dass man trotz allem einen recht plastischen Eindruck der Anlage gewinnen kann.