Zwei Fässer Heringe für Wind ...

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Willkommen in der Mühlengemeinde Edewecht! Nicht umsonst hat die Gemeinde die Mühle als Wappenzeichen: Schon im späten Mittelalter bauten sich die Edewechter ihre erste Windmühle. Allerdings war dieser Spaß gar nicht so billig, denn die Grafen Moritz und Gerd von Oldenburg verlangten für den Wind, der die Mühle antreiben sollte, pro Jahr zwei Fässer Heringe! Dennoch erwies sich die Windmühle in Edewecht als Erfolgsmodell. Um 1900 gab es hier insgesamt acht ihrer Art, von denen heute sogar noch drei existent sind. Nicht weit von hier, in Westerscheps, gibt es z. B. ein Landschaftsfenster, das einen wunderschönen Ausblick über die Schepser Mühlen für Sie bereit hält. Das Schmuckstück, das Sie hier aber direkt vor sich sehen, hat eine ganz eigene Geschichte, denn es gibt sie gleich zweimal! Warum, das will ich Ihnen wohl erzählen:

Unsere Mühle ist eine Kokerwindmühle, eine Form, die sich eigentlich in Holland zur Entwässerung entwickelt hat. Hier diente sie jedoch dem Mahlen des Korns. Ihre Form stellt eine Verbesserung der urtümlicheren Bockwindmühle dar, bei denen das ganze Mühlenhaus aufgebockt war, um es richtig zum Wind drehen zu können. Bei unserer Kokerwindmühle, dreht sich nur noch der obere Teil, das eigentliche Mühlengebäude steht fest auf der Erde.

Im Jahre 1879 baute der Zimmermann Johann Hillje in der Straße mit dem schönen Namen „Im Vieh“ eine Kokerwindmühle, daher hieß sie im Volksmund immer: die „Viehmühle“.

Bis 1904 hat sie dort gestanden und hat getreulich ihren Dienst versehen, doch dann war die alte Windmühlenherrlichkeit ein Stück weit vorbei, da die Moderne und ihre Technik langsam Einzug hielten. Allerdings hat man sie nicht einfach abgerissen, zumal sich noch ein Interessent in Altenoythe, ein Stück südlich von hier, fand. Dort wurde sie wieder aufgebaut und hat noch einmal lange Jahre Korn gemahlen – mit einer Art der Energiegewinnung, die heute wieder als zukunftsweisend angesehen wird!

Dort wurde sie 1953 schließlich ein zweites Mal abgebaut – aber auch ein zweites Mal wieder aufgebaut, nämlich im Museumsdorf Cloppenburg, wo sie heute noch voll funktionsfähig steht.

Unsere Mühle hier vor Ort ist ein liebevoll gestalteter Nachbau der einstigen Viehmühle, der hier seit dem Jubiläumsjahr 2000 steht, als Edewecht sein 850jähriges Bestehen feierte. Die Technik ist einwandfrei und das Äußere entspricht dem Vorbild nahezu haarklein. Die einzige Veränderung, die man vorgenommen hat, ist, dass das Sockelgebäude ein Stück höher ist als im Original. Auf diese Weise lässt sich der Bau auch viel besser für heutige Zwecke nutzen. So bietet die Gemeinde Edewecht Trauungen im stilvollen Ambiente der Mühle an. Und das ist durchaus kein Geheimtipp mehr. Die meisten Edewechter Paare lassen sich inzwischen hier trauen. Ein kleines einladendes Häuschen, das neben der Mühle steht, ist mit viel ehrenamtlichen Engagement errichtet worden, damit es die Hochzeitsgesellschaften in Zukunft noch etwas komfortabler haben.