Audio

Text

Sie kommen den alten Heerweg hinauf, waffenstarrende fränkische Panzerreiter. Ihr junger König Karl will den großen und kriegerischen Stamm der Sachsen unterwerfen. Und er will die Sachsen zum Christentum bekehren. Bislang glauben sie an die alten heidnischen Götter Wotan, Donar und Saxnot. Das will ihnen Karl austreiben, zunächst mit Feuer und Schwert, schließlich aber auch mit Missionierung und Bekehrung. Überall im Land gründet Karl deshalb Missionszentren. Die wichtigsten sind die großen Bischofssitze wie Bremen, Osnabrück und Münster. Doch um in der Fläche präsent zu sein und die Christianisierung 10000er von Menschen zu bewältigen, braucht es viele weitere Unterzentren. Auch hier an der Kreuzung mehrerer Überlandwege und bei der Furt über die Hase bauen die Franken zu diesem Zweck eine Kirche. Der Legende nach soll das im Jahr 777 geschehen sein. Ob diese Angabe gänzlich punktgenau ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen, aber der ungefähre Zeitraum stimmt ganz sicher! Das heißt, die Kirche in Bramsche hat in ihren Grundbestand das nahezu biblische Alter von über 1200 Jahren, auch wenn der größte Teil des heutigen Kirchenbaus gute 400 Jahre jünger ist. Zu der frühen Entstehungszeit passt übrigens auch der Namenspatron der Kirche. St. Martin ist nämlich der bevorzugte Schutzheilige des Frankenreiches und seiner Könige gewesen.
Der Bereich der Kirche ist in den folgenden Jahrhunderten mit einer wohl recht stattlichen Kirchhofsmauer umgeben worden, was im Verlauf des Mittelalters dazu führte, dass sich in ihrem Schutz Handwerker niederließen. Das bedeutet, hier im Bereich rund um St. Martin findet sich die Keimzelle der heutigen Stadt Bramsche.
Direkt gegenüber der Kirche befindet sich übrigens noch ein anderes bedeutendes Gebäude der Stadt, nämlich die Alte Post oder das Pörtnersche Haus. Sein heutiges Aussehen erhielt es im Jahr 1688, ist aber wahrscheinlich deutlich älter. Im 18. Jhd. betrieb die Familie Pörtner hier eine Station der Fahrpostlinie, die zwischen Osnabrück und Amsterdam unterwegs war. Seit 1818 waren die Pörtners königlich hannöversche Postspediteure und Posthalter. Wir dürfen uns für diese Zeit also vorstellen, wie regelmäßig die Postkutsche vorfuhr, beladen mit Postgut und Passagieren. Diese erste Blütezeit der Post und ihrer Kutschen ging vorbei, als die Moderne Einzug hielt, und zwar in Form der Eisenbahn!
Nach über 300 Jahren in Besitz der Familie Pörtner erwarb 1929 die Stadt Bramsche das Haus und verpachtet es seitdem als Gaststätte mit stimmungsvollem Ambiente.

Video