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Auf beider Seit an manchem Ort

das Land verdirbt durch Brand und Mord.

Des armen Bauern Herzeleid

Wohl billig zu beklagen steiht.

Von Alters die Gewohnheit ist,

wenn Herrn und Fürsten haben Zwist,

so muss der arme Untertän

verderben und dran untergehn.

 

So schrieb um 1580 der Chronist Renner über die Zustände seiner Zeit in unserer Region. Auch die Grafschaft Oldenburg war davon betroffen, denn die Oldenburger pflegten mit den Münsteranern, deren Gebiet südlich von hier etwa in Höhe des heutigen Küstenkanals begann, eine herzliche Feindschaft, die fast ein Jahrhundert lang andauerte und die dreimal das Ammerland in Flammen aufgehen ließ. Dass die Ammerländer Bauern aber nicht nur darauf warteten, gebrandschatzt und geplündert zu werden, zeigen die sogenannten Bergfriede in der Region. Diese Bauten sind natürlich nicht vergleichbar mit dem, was man landläufig als Bergfried versteht, nämlich den festesten und stärksten Turm einer Burg. Hier geht es vielmehr um Verteidigung im Notfall, wenn auch mit praktischen Erfordernissen des Alltags gepaart.

In der Regel waren sie auf einem Hügel erbaut und von einem Graben umgeben, ähnlich wie es im Museumsdorf in Bad Zwischenahn zu sehen ist. Sie bestanden meist aus starken Eichenbalken und hatten zwei bis drei Böden übereinander. Zudem waren in den Wänden Löcher, die wohl als Schießscharten benutzt werden konnten. In Edewecht stehen heute noch zwei Exemplare solcher Bergfriede auf dem Grund uralter Bauernhöfe. Der Oellien- und der Heinjebergfried. Bei genauerer Betrachtung kommen sie beide nicht besonders abweisend daher. Sie wirken eigentlich eher wie kleine Speicher aus Fachwerk. Das liegt daran, dass sie sehr wenig von einem Turm haben und auch keinerlei Schießscharten aufweisen. Nur die Lage auf einem Hügel weist noch auf den ursprünglichen Zusammenhang.

Es steht zu vermuten, dass es einmal Vorgängerbauten gegeben hat, die einen durchaus kriegerischeren Charakter gehabt haben. Da man aber festgestellt hatte, dass sich in den durch die Hügelposition kühlen, aber gleichzeitig trockenen Kellern der Bergfriede eine recht problemlose Lagerhalterung durchführen ließ, hat man vermutlich an Ort und Tradition dieser Bauten festgehalten, selbst als keine akute Kriegsgefahr für die Bauern mehr bestand. Insofern weiß man heute nicht mehr genau, wie alt diese Bergfriede wirklich sind. Jedenfalls stehen sie hier schon seit Menschengedenken, während ihre Wurzeln sicher weit zurück bis ins 15. Jhd. reichen.