Foto: Thomas Remme

Hufeisenregion

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Die gewaltigen und seltsam abgerundeten Findlinge, die die Menschen in der Landschaft vorfanden, haben immer schon die Fantasie der Menschen bewegt. Man konnte sich nicht recht erklären, wo sie herkamen und warum sie dort an Ort und Stelle lagen. Daher bemächtigte sich häufig die Sage dieser Steine. Oftmals wurden sie mit Riesen in Verbindung gebracht, mit heidnischen Ritualen aus ferner Vergangenheit, mit Hexen oder gar dem Teufel.

Bevor der Mensch in dieser Gegend sesshaft wurde, gab es sicherlich noch sehr viel mehr von Ihnen, aber schon seit der Jungsteinzeit wurden viele der Findlinge von ihrem Ort entfernt, oft um verbaut zu werden: Bereits vor 4-5 tausend Jahren in den Großsteingräbern, aber auch noch bis ins 19 Jhd., in dem man aus Findlingen das Fundament eines Hauses erstellte. Zudem wurden wohl nicht wenige aus dem Weg geräumt, weil sie die Feldwirtschaft behinderten.

Dennoch finden sich im Osnabrücker Land noch immer sehr viele Findlinge, was auf eine geologische Eigenheit zurückzuführen ist: Unglaublich, aber wahr, die meisten dieser großen Brocken, die hier in der Landschaft herumliegen, stammen ursprünglich aus Schweden!

Das bedeutet, unsere Hollager Steine haben eine unglaubliche Reise hinter sich.

Diese beginnt vor etwa 200.000 Jahren. Damals war das Klima auf der Erde langsam, aber merklich abgekühlt. Es kam zu einer Eiszeit. Riesige Eisgletscher bildeten sich am Polarkreis und traten ihren unendlich behäbigen, aber dennoch wuchtigen und unaufhaltsamen Siegeszug gen Süden an. Diese Gletscher rissen alles, was ihnen im Wege stand, mit sich oder schoben es vor sich her. Auf diese Weise wurden unsere Hollager Steine von Südskandinavien bis an die heutige Talstraße am Südhang des Hollager Berges transportiert. Gleichzeitig wurden ihnen im Laufe ihrer langen Reise durch Sand, Eis und Wasser alle scharfen Kanten abgeschmirgelt.

Unsere drei Findlinge, die sicherlich nicht ganz vollständig aus dem Boden ragen, haben ein erstaunliches Gewicht. So bringt der größte von ihnen um die 16 Tonnen auf die Waage! Wenn man sich die Steine nun genauer ansieht, ergibt sich ein seltsamer Effekt: Meistenteils bestehen sie aus mittel- bis grobkörnigem Granit, daher wirken die großen rötlichen Feldspat-Kristalle zwischen den vielen dunkel gesprenkelten Glimmerplättchen, als würden sie in der Gesteinsgrundmasse schwimmen.

Über die Hollager Steine gibt es zwar keine fantasievollen Geschichten, dafür hatten sie in alter Zeit die ganz praktische Funktion einer Landmarke und eines Versammlungsortes. Hier wurde Gericht gehalten, man schmiedete Bündnisse und entschied zu Zeiten der Grafen von Tecklenburg über Krieg und Frieden.

Heute haben die Hollager Steine zwar keinen praktischen Nutzen dieser Art mehr, doch sie laden durch ihre Urtümlichkeit noch immer zum Staunen ein. Daher sind sie zu Recht als Naturdenkmale unter Schutz gestellt.