Audio

Text

Ja, das kann sich sehen lassen, oder etwa nicht? Ein wirklich schmuckes Amtshaus habe ich mir hier hinstellen lassen! Anno 1725, da war es so weit. Wie es letztlich dazu kam, ja, dazu muss erst einmal einiges erklären.
Wildeshausen blickt auf eine äußerst bewegte Geschichte zurück. Im Mittelalter bauten die Oldenburger Grafen im Süden der Stadt ihre Burg, dann beherrschten die Bremer die Stadt, die sie aber bald wieder verpfändeten, und später stand sie unter der Herrschaft des Erzbischofs von Münster. Nach dem 30jährigen Krieg ging Wildeshausen dann an Schweden und nach einem neuerlichen Münsteraner Zwischenspiel endlich an Hannover und damit in ruhigere politische Fahrwasser. Dieses Hin und Her ist übrigens der Grund dafür, dass Wildeshausen nie ganz katholisch oder evangelisch gewesen ist, sondern immer beides zugleich. Aber das nur nebenbei.
Die Bischöfe von Bremen und Münster haben hier in der Stadt natürlich nie persönlich die Herrschaft ausgeübt, sondern immer einen adeligen Drosten eingesetzt. Der residierte selbstverständlich jeweils auf der Burg. Doch mit der Zeit wurde das alte Gemäuer marode. Zugig und unbequem ist so eine Burg ja ohnehin. Daher zogen die Drosten auf das Gut Huntlosen, eine Handvoll Meilen nordwestlich von hier. Das hatte allerdings den Nachteil, dass sie nicht immer gleichermaßen präsent waren.
Nach dem 30jährigen Krieg war vieles nicht mehr so, wie es vordem gewesen war. Wildeshausen wurde den Schweden zugeschlagen, und ihr Statthalter hieß Gustav Gustavson, Graf von Wasa. Er war ein illegitimer Sohn des großen Schwedenkönigs Gustav Adolf, der den Kaiser und die katholischen Feldherren das Fürchten gelehrt hatte. Aber sein Sprössling kam wenig nach dem kraftvollen, dynamischen Vater. Gustav liebte das Wohlleben, und das sah man ihm auch an. Aber er hatte einen gewissen Sinn fürs Praktische und zudem Standesbewusstsein. Er ließ daher auf dem Gelände des alten Alexanderstifts, wo im Krieg ein Großteil der Gebäude niedergebrannt worden war, aufräumen und ein Schloss für sich errichten. Auf diese Weise hätte er sich in Zukunft die Wegstrecke zum Gut Huntlosen sparen können. Allerdings kam ihm bei seinem Vorhaben eine Hochzeitsfeier dazwischen. Der hohe Gast wollte gerade mit der Braut, der Tochter des örtlichen Richters Schlüter, den Ehrentanz beginnen, da traf den stattlichen Spross des Hauses Wasa schlichtweg der Schlag! Damit waren natürlich alle Baupläne erst einmal hinfällig.
Aber den Bauplatz, den hat er allen, die da nach ihm kamen, hinterlassen. Und so konnte ich, Johann Henrich von Hinüber, hannoversch kurfürstlicher Oberamtmann und Drost, im Jahre 1725 hier mein Amtshaus errichten.