Die Kirche St. Johannis mit dem Kirchhof im Vordergrund Mitte der 1950er Jahre

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Ganz gleich aus welcher Richtung man auf Glandorf zufährt, sofort fällt einem der markante Turm der großen Kirche auf, die Johannes dem Täufer geweiht ist. Schon die Zweifarbigkeit des Turmes lässt erkennen, dass diese Kirche immer wieder in ihrer Geschichte zahlreiche bauliche Veränderungen erfahren hat.

Obwohl St. Johannis mitten im Ort liegt, ist die Kirche nicht der ursprüngliche Ortsmittelpunkt. Dies war der Thie, der als Versammlungsplatz seit sächsischer Zeit das Zentrum des Gemeinwesens darstellte. Nach der Christianisierung gehörten die Bauerschaften, die einmal Glandorf werden sollten, noch zur Pfarrei Laer. Erst um das Jahr 1200 wurde eine erste, noch recht kleine Steinkirche in Glandorf erbaut. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch Teil der Laerer Kirchengemeinde, aber immerhin enthob sie die Glandorfer Bauern von der Last, jeden Sonntag mindestens eine gute Stunde, sowohl hin als auch zurück, zum Gottesdienst pilgern zu müssen. Um 1275 wurde Glandorf eine eigenständige Pfarre mit eigenen kirchenamtlichen Einkünften, den sogenannten Pfründen. Das führte dazu, dass die Kirche mit zahlreichen Speichern umbaut wurde, woraus eine Kirchhofsburg entstand, deren Verteidigungswert sich allerdings nicht ohne weiteres nachweisen lässt.

Mit dem Wachstum der Gemeinde musste die Kirche ebenfalls größer werden. Daher wurde sie bis ins 16. Jahrhundert deutlich erweitert. Dann traf Glandorf allerdings die Geißel des 30jährigen Krieges. Der Ort wurde fast vollständig niedergebrannt, wobei auch die Kirche nicht verschont wurde. Übrig blieben nur die unteren Mauern des Turmsockels. Die Glandorfer begannen jedoch unverzüglich, ihr Dorf und ihre Kirche wieder aufzubauen. Nach vielen weiteren Veränderungen ist St. Johannis mittlerweile eine weitgehend klassizistisch geprägte Hallenkirche mit sehenswertem Inventar. Allerdings hat diese Kirche noch viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Als man 1992 das Dach von St. Johannis renovierte und damit abdichtete, überlegten sich die Naturfreunde Glandorf, dort Nistkästen anzubringen, um den Mauerseglern und Schwalben, die dort bislang gebrütet hatten, weiterhin Unterschlupf zu gewähren. Das Projekt wurde mittlerweile ausgeweitet und umfassend dokumentiert. Hierzu gehört auch die Beringung der heranwachsenden Küken. Die Jungvögel bekommen, bevor sie im Herbst ihre lange Reise nach Afrika antreten, einen Markierungsring an eines ihrer Beine, mit dem man sie eindeutig identifizieren kann. Hierdurch lässt sich nachweisen, dass alljährlich viele Vögel, die in den Nistkästen von St. Johannis geschlüpft sind, genau wieder dorthin zurückkehren, um ihren eigenen Nachwuchs auszubrüten. Ein engagiertes Projekt, wofür die Naturfreunde Glandorf im Jahre 2015 den Naturschutzpreis der Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück bekommen haben.