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Seinerzeit war Heye Kriens Buss in Warsingsfehn eine wirklich hochgeachtete Persönlichkeit! Dass er Kapitän wurde und schließlich sogar langjähriger Ortsvorsteher, war ihm dabei keineswegs in die Wiege gelegt worden.
Erst spät war es dem 1836 in Jheringsfehn geborenen Heye vergönnt gewesen, wirklich regelmäßig in die Volksschule zu gehen, die er im Alter von 14 Jahren auch schon wieder verließ. Mit 21 hat er dann sein Patent an der Seefahrtschule in Leer erhalten. Seine schriftlichen Hinterlassenschaften aus dieser Zeit sind, zumal vor dem Hintergrund seiner schmalen Schulbildung, wirklich ganz erstaunlich. Über viele Seiten hinweg sind hier große geschwungene Zeilen zu lesen, die so ordentlich, fließend und ästhetisch daherkommen, dass im Vergleich dazu manch heutiger Gymnasiast vor Neid erblassen könnte.
Heye Buss machte zunächst einmal in der Seefahrt Karriere und stieg auf bis zum Kapitän. Eine abenteuerliche Begebenheit ist aus dieser Zeit erhalten, die davon berichtet, wie er mit seinem Schiff „Wilhelmine“ während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 beinahe von französischer Marine aufgebracht worden wäre. Doch mit Glück und Geschick sei es ihm gelungen, unbeschadet in einen englischen Hafen zu flüchten.
Seinem beruflichen Erfolg in dieser Zeit standen jedoch niederschmetternde private Schicksalsschläge gegenüber, wie uns der Grabstein heute noch erzählt: 1869 stirbt der kleine Sohn Kriene, er wird nur ein gutes Jahr alt. 1875 stirbt, nur 39jährig, seine Frau Antje.
Doch Heye macht weiter. Seit den 1880ern geht er nicht mehr auf große Fahrt, sondern übernimmt, zu einem Großteil ehrenamtlich, Aufgaben im heimischen Warsingsfehn, wo sein Haus noch heute im Postwegsteht. Er wird Ortsvorsteher und Standesbeamter. In Warsingsfehn wurden Ehen also nicht nur im Himmel, sondern auch in der Amtsstube von Heye Buss geschlossen, die sich selbstverständlich in seinem Privathaus befand, denn so etwas wie ein Rathaus gab es damals noch nicht.
Viele Jahre vertritt er die Interessen der Waringsfehntjer auch nach außen, als es z.B. darum geht, das hiesige Kanalsystem auszubauen und für Schiffe verlässlich befahrbar zu erhalten. Schließlich waren die Kanäle für die damaligen Fehnsiedlungen die eigentlichen Straßen und Verbindungslinien sowohl zur Nachbarschaft als auch in die große weite Welt.
Bis 1919 bleibt Heye Buss Ortsvorsteher, dann übergibt er nach fast 40jähriger Dienstzeit sein Amt an Harm Weber. Die Amtsunterlagen und wichtige Dokumente werden standesgemäß in einem Boot überführt.
Ein Portraitfoto aus dem Jahr 1923 zeigt Heye Buss trotz seines hohen Alters als Mann mit sehr aufrechter Körperhaltung. Haar und Kapitänsbart sind weiß und schütter, aber die Augen sind, zumal für einen 86-jährigen, bemerkenswert wach.
1928 stirbt Heye Kriens Buss nach langen und bewegten 91 Lebensjahren.