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Schloss Iburg - das Kinderzimmer der Herrscherhäuser Europas

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Kennen Sie Sophie von der Pfalz? Sollten Sie aber! Diese Dame von wahrhaft königlichem Geblüt hätte beinahe den englischen Thron geerbt und sie hat die Herrenhäuser Gärten in Hannover angelegt. Aber das Spannendste ist, sie hat hier in Bad Iburg viele Jahre verbracht. Natürlich nicht irgendwo, sondern auf dem Schloss.

Wahrzeichen und Keimzelle der Stadt Bad Iburg ist das auf dem 135m hohen Bergsporn gelegene Schloss, auf das Sie in südwestlicher Richtung blicken. Seine Geschichte reicht weit ins frühe Mittelalter zurück. Bischof Benno II. von Osnabrück ließ eine noch ältere Verteidigungsanlage überbauen und gründete hier im späten 11. Jhd. seine Residenz mit einem angegliederten Benediktinerkloster, das über 700 Jahre  Bestand hatte. Wesentliche, heute noch vorhandene Gebäude sind der zentrale achteckige Bennoturm, ein ehemaliger Wehrturm aus dem späten 15. Jhd., und das Residenzhaus aus dem 17. Jhd. Der Klosterbau, den Sie von hier aus im Blick haben, stammt aus dem 18. Jhd.

Auf  der Iburg findet sich eine Besonderheit, die den Verhandlungen zum Ende des 30jährigen Krieges entsprang: Der Westfälische Frieden von 1648 bestimmte, dass der Osnabrücker Fürstbischof abwechselnd immer evangelisch und katholisch sein sollte. Daher gibt es auf der Iburg zwei Kirchen - für die jeweilige Konfession eine.

Da die Fürstbischöfe daher zeitweise evangelisch waren, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie zusammen mit Frau und Kindern hier residierten. So auch Fürstbischofs Ernst August I. und seine Gemahlin Sophie von der Pfalz. Durch sie wurde die Iburg zur Kinderstube der Dynastien Europas: Georg Ludwig, ältester Sohn des Paares, wurde 1714 König von England. Die Tochter Sophie Charlotte, die hier auf der Iburg sogar geboren ist, wurde 1701 erste Königin in Preußen und ist damit die Stammmutter aller Hohenzollernherrscher wie Friedrich dem Großen oder Wilhelm I., der 1871 Deutscher Kaiser wurde.

Bei einer Schlossbesichtigung erhalten Sie einen lebendigen Einblick in das Leben der barocken Schlossbesitzer. Dort können Sie auch Bekanntschaft mit Sophie von der Pfalz schließen und einen Blick in das noch immer original bestückte Geburtszimmer der kleinen Sophie Charlotte werfen. Im Schlossmuseum bekommen Sie zudem einen Überblick über die weit zurückreichende Geschichte der Residenz. Ein besonderes Schmuckstück ist der barocke Rittersaal. Er ist von Mai bis Oktober geöffnet, immer montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr.

Darüber hinaus bietet Bad Iburg als staatlich anerkannter Kneipp-Kurort eine ganze Palette weiterer Möglichkeiten, nicht nur für Gesundheitsurlauber. Weitere Infos erhalten Sie unter www. Bad Iburg.de oder in der Tourist-Information.

Berge, Meere, Tektonik - und ein kleiner Bach

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Tektonische Verschiebungen! unglaubliche Zeiträume, in denen Meere austrocknen und Bergen wachsen!

Alles das erzählt der kleine, gemächliche Kolbach, der zu unseren Füßen entlangplätschert.

Er entspringt am Dörenberg, dessen Ausläufer Sie von hier aus nördlich als Erhebung ausmachen können. An seinen Hängen entspringen gleich mehrere Bäche - und das nicht zufällig.

Der Dörenberg selbst besteht aus Sandstein, einem uralten versteinerten Sandstrand aus der Kreidezeit. Vor 120 Millionen Jahren lag unsere Region nämlich an einer Küste mit tropischem Klima. Der Sand, der sich hier in gewaltigen Mengen ablagerte und dicke Schichten bildete, wurde durch das Gewicht immer weiterer Überlagerungen zu Sandstein gepresst.

Genau zwischen dem Felsen Horeb, dem wir einen guten halben Kilometer von hier bachaufwärts an Station 6 begegnen, und dem Südhang des Dörenbergs verläuft eine große geologische Störung, gewissermaßen ein Riss durch die Gesteinsschichten im Boden. Als vor rund 100 Millionen Jahren durch tektonische Verschiebungen von Süden her der Druck innerhalb der Erdkruste immer größer wurde, schoben sich die Höhenzüge des Teutoburger Waldes empor. Wegen der hiesigen geologischen Störung, der Schwachstelle innerhalb der Erdkruste, wurden die Gesteinsschichten hier besonders stark gefaltet und übereinander geschoben. Das führte dazu, dass noch viel älteres Gestein aus der Jurazeit bis an die Oberfläche gelangte. Während nun der Sandstein des Dörenberges das Regenwasser aufnimmt und durchsickern lässt, stauen die darunter liegenden, älteren Schichten aus Mergel und Ton das Wasser, bis es schließlich an die Oberfläche tritt. Und aus genau solch einer Quelle speist sich unser Kolbach.

Werfen wir noch einen Blick in die entgegengesetzte Richtung, auf das imposante Iburger Schloss. Es liegt auf einem der südlichen Kämme des Teutoburger Waldes, die aus Kalkstein bestehen. Dieser Stein ist einige Millionen Jahre jünger als der Sandstein des Dörenberges. Zu seiner Entstehungszeit war der Meeresspiegel leicht gestiegen, so dass aus dem Strand Meeresboden geworden war. In diesem Meer wimmelte es von winzigen Lebewesen und Muscheln, die ein Skelett oder eine Schale aus Kalk besaßen. Starben diese, sanken die Reste ab und bildeten dort mit der Zeit dicke Kalkschichten, die ihrerseits wiederum von weiteren Überlagerungen zu Kalkstein gepresst wurden.

Ihm verdanken wir alljährlich ein besonderes Schauspiel. An den Kalkhängen des Teutoburger Waldes wächst jedes Frühjahr ein ganzer Teppich von Frühblühern in verschwenderischer Pracht, darunter Buschwindröschen und Bärlauch und Lerchensporn, der vor allem am Freeden, dem Berg östlich von Bad Iburg, ganze Hänge bedeckt und in ein rosa-weiß-violettes Blütenmeer verwandelt.