Foto - Stefan Herringslack

Lengerich

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Nein, nein, nein. Tut mir wirklich leid, aber hier geht es nicht um die Römer. Hermann, Varus und Kalkriese, alles schön und gut. Aber wenn überhaupt, dann haben wir hier nur einen Römer, und der hat mit Rom nun wirklich gar nichts zu tun!

Unser Römer in Lengerich ist nämlich nichts anderes als ein mittelalterlicher Torbogen, der einmal die Zufahrt zum Kirchhof der alten Stadtkirche markierte, und damit auch das Ziel für die vielen Pilger, die es zur Verehrung der Heiligen Magarete hierher zog. Der Fachwerkaufsatz stammt aus einer späteren Zeit, nämlich wohl dem 18. Jhd., als die Herren des Rittergutes Vortlage das Gebäude erwarben. Allein daran kann man schon erkennen, dass das alte Torhaus eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Seitdem die Stadt Lengerich ihn 1850 erworben hatte, wurde es jedoch noch um ein Vielfaches bunter: Zeitweise war er Rathaus, Unterstand für die Feuerwehrspritzen, Telegrafenstation, Klassenzimmer, Arrestlokal und noch einiges mehr. Insofern geht es heute dagegen schon fast wieder beschaulich zu. Unten haben wir ein gutbürgerliches Lokal und im oberen Stockwerk Räumlichkeiten für standesamtliche Trauungen und für öffentliche wie private Feiern.

Zeitweise ist vom Römer aus aber auch die Auswanderung nach Amerika organisiert worden. Gesetzeskonforme Auswanderung aus Preußen bedeutete nämlich, sich registrieren zu lassen und die hiesige Staatsbürgerschaft abzugeben. Etwa 1000 Auswanderungswillige verließen während des 19. Jhds. den Amtsbezirk Lengerich. Und wenn man sich überlegt, dass noch 1829 in diesem Bezirk nur knapp 6000 Menschen lebten, dann ist das schon eine ganz erstaunliche Quote. Zumal Auswanderung meist eine Reise ohne Wiederkehr bedeutete und nicht wenige Gefahren für Gut, Leib und Leben bestanden. Aber für viele Knechte und Mägde, die nie eine Chance auf eigenes Land hatten, oder für Heuerlinge, die in der Heimat ihre Familie nicht mehr durchbringen konnten, galt wohl das Motto der Bremer Stadtmusikanten: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“.

Und so kommt es, dass wir in Lengerich bis heute lebendige Verbindungen über den Großen Teich pflegen. Unsere Schwesterstadt in den USA ist Wapakoneta in Ohio, daher hat Lengerich auch einen Platz dieses Namens.

Ach ja - jetzt wissen Sie zwar, was der Römer ist, aber noch immer nicht, warum er „Römer“ heißt.

Tja, was soll ich Ihnen sagen, so ganz genau weiß ich das nämlich auch nicht. Der Name ist eben Tradition. Es könnte sein, dass sich der Begriff auf den umbauten Raum bezieht, der den Römer seit mehr als 300 Jahren krönt. Vielmehr kann ich Ihnen dazu auch nicht sagen. Aber vielleicht sind Sie ja schlauer als ich – dann geben Sie mir bitte Bescheid!