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„Ah, was für ein Krieger!“ Das soll Napoleon höchstpersönlich ausgerufen haben, als ihn die Nachricht davon erreichte, dass ihm der „Schwarze Herzog“ und seine Schar durch die Lappen gegangen war.
Napoleon hatte in den Jahren 1806/1807 die vielen kleinen und großen Staaten im heutigen Deutschland unterworfen und pflügte nun die Staatenlandschaft regelrecht um. Er gründete das „Königreich Westfalen“, auf dessen Thron er seinen Bruder Jerome setzte, und den „Rheinbund“, einen Bund von Vasallenstaaten, der ihm zur Heeresfolge verpflichtet war.
Nicht, dass alle Deutschen etwas gegen Napoleon gehabt hätten. Mit frischem Wind wirbelte er den Mief des althergebrachten Ständestaates hinweg und es wehte plötzlich ein Hauch von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Doch Napoleon verspielte seine Sympathien, indem er in Deutschland viele junge Männer für seine blutigen Kriege zwangsrekrutierte und jede Opposition mit Gewalt unterdrückte.
Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels war ein Adeliger, den Napoleon gegen sich aufgebracht hatte, indem er dessen Erblande zugunsten des Königreichs Westfalen einkassiert hatte. Deshalb sann der Herzog auf Rache. Als Österreich im Jahr 1809 gegen Napoleon in den Krieg zog, schloss er sich mit einem Freikorps von 2300 Mann an, wegen der schwarzen Uniformen als „Schwarze Schar“ bekannt.
Doch der Krieg lief nicht gut für ihn. Die Österreicher wurden einmal mehr von Napoleon geschlagen und er selbst geriet mit seinen Leuten in allergrößte Bedrängnis. Die einzige Chance, sich in Sicherheit zu bringen, bestand darin, sich bis zur Nordseeküste durchzuschlagen und nach England einzuschiffen. Das Problem war jedoch, dass er dafür über Hunderte von Kilometern würde Feindesland durchqueren müssen!
Nach knapp zwei Wochen tollkühnen Gewaltmarsches unter beständigem Ausweichen vor den dicht folgenden westfälischen und holländischen Einheiten erreichte die „Schwarze Schar“ Elsfleth. Mittlerweile galt Herzog Friedrich Wilhelm überall in Deutschland als Volksheld. Entsprechend begegnete man ihm mit größter Sympathie. Zwölf Schiffe und mehrere Boote wurden bereitgemacht und die „Schwarze Schar“ unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeschifft. Unter den begeisterten Hochrufen der Elsflether bestieg der Herzog als letzter seiner Leute eine Jolle, die ihn hinter die sicheren Linien der englischen Marine bringen würde.
Übrigens soll der Pudel des Herzogs damals in Elsfleth geblieben sein. Wenn Sie im Ort also einem solchen begegnen sollten, könnte es durchaus sein, dass es sich um einen Nachfahren des hochadeligen Tieres handelt.