Oldenburg

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Die Lambertikirche ist die bedeutendste Kirche Oldenburgs und ihre Geschichte ist eng mit dem benachbarten Schloss und seinen herrschaftlichen Bewohnern verflochten.

Der Heilige Lambertus von Lüttich soll einst den Frankenherrscher Pippin wegen seines liederlichen Lebenswandels gescholten haben, er hatte nämlich zusätzlich zu seiner rechtmäßigen Gattin noch eine Nebenfrau. Der Bruder dieser Nebenfrau, Graf Dodo, soll Lambertus schließlich erschlagen haben. Die frühen Oldenburger Grafen sollen aber ihre Herkunft just von diesem Grafen Dodo abgeleitet haben, so dass sie der Legende nach den Mord ihres Vorfahren mit der frommen Stiftung dieses Gotteshauses sühnten. Tatsache ist, dass die Oldenburger Grafen ein besonderes Verhältnis zum heiligen Lambert hatten, denn auch die etwa zur selben Zeit von ihnen gestiftete Kirche in Aurich trägt diesen Namen. Etwa im frühen 13. Jahrhundert wurde St. Lamberti als romanische Saalkirche errichtet, die im Fundament noch nachweisbar ist. Als gräfliche Kirche in direkter Nachbarschaft zur Burg wurde sie auch lange Zeit als Grablege der Grafen genutzt. Überhaupt Grablege: Heute ist kaum noch vorstellbar, dass die südliche Hälfte des heutigen Marktplatzes damals der Friedhof von St. Lamberti gewesen ist, was bedeutet, dass die Bürger der Stadt über Jahrhunderte hinweg hier ihre Toten begruben. Die alte Kirche hatte nur ein bedeutsames Problem, das nach einigen Jahrhunderten kaum mehr zu bewältigen war. Sie stand auf einem recht unsicheren Untergrund. Und so entschieden Ende des 18. Jahrhunderts Herzog Peter Friedrich Ludwig und seine Bausachverständigen, die mittlerweile baufällige alte Kirche abzureißen und durch einen chicen klassizistischen Neubau zu ersetzen. Bei der Gelegenheit wurde auch der Friedhof aufgegeben. Fortan gab es nur noch Beerdigungen außerhalb der Stadt bei der Gertrudenkapelle.

Der Herzog, der noch durch viele weitere Bauten der Stadt ihr klassizistisches Gepränge gab, hatte einen ganz bestimmten idealen Kirchenbau vor Augen, nämlich das Pantheon in Rom. Dieses ist bekanntlich ein Rundbau mit einer mächtigen Kuppelkonstruktion. Von innen ist die Anleihe bei der antiken römischen Baukunst bis heute noch gut zu erkennen, von außen nicht mehr unbedingt. Als die Hochzeit des Klassizismus vorüber war, waren die Oldenburger mit dem sehr schmucklosen Äußeren ihrer Kirche nicht mehr einverstanden. Im Volksmund war sie sogar als „Scheune“ verschrien. Daher wurde die Lambertikirche Ende des 19. Jhds. im neugotischen Stil aufgehübscht, zunächst mit einem eigenen Glockenturm und später noch mit einigen Seitentürmen.

Insofern ist der Kirchenbau von St. Lamberti einerseits noch recht neu, andererseits wiederum geschichtsträchtig und uralt: Teile des Neubaus von 1791 sind wiederverwendete Steine aus dem Vorgängerbau, so hat man an der einen oder anderen Stelle des Gemäuers alte Grabplatten wiederentdeckt. Und auch mit den auffälligen Quadersteine an der Südseite hat es eine besondere Bewandtnis: Vermutlich stammen sie von einer Kirche, die heute mitten Jadebusen unter dem Meer liegt. 1523 hatten die Oldenburger die geborgenen Steine für ihre Zwecke aus Jever erworben.