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Im Reich der Ammoniten

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„I´d like to be, under the see, in an octopus´s garden”. Oder auf Deutsch: „Ich wollt, ich wär, drunten im Meer, im Garten eines Kraken möcht ich sein“. Kennen Sie den Song von den Beatles? Ah! Das waren noch Texte, das war noch Musik! Und, was soll ich Ihnen sagen, Sie befinden sich genau hier in einem solchen Garten eines Kraken!

Jedenfalls so etwas Ähnliches. Diese Tiere, von denen ich rede, waren nämlich sog. Kopffüßler, denn sie hatten ähnlich wie Tintenfische keinen Rumpf, sondern die Tentakel, die man sich aber nicht als große Fangarme vorstellen darf, saßen direkt am Kopf. Zum Schutz vor Feinden schleppten sie ein spiralförmiges Gehäuse mit sich herum. Ammoniten werden diese Tiere genannt, und sie sind tatsächlich noch älter als die Beatles! Zur Zeit des großen Dinosauriersterbens vor 60 Millionen Jahren starben sie aus, nachdem sie eine Erfolgsgeschichte von immerhin 350 Millionen Jahren irdischer Existenz hinter sich hatten.

Jetzt will ich Ihnen aber noch erzählen, warum ausgerechnet Borgholzhausen ein Garten solcher Kraken gewesen ist: Wir befinden uns hier nämlich auf dem Meeresgrund! Das, was heute der Teutoburger Wald ist, war vor etwa 90 Millionen Jahren der Boden eines Meeres, dessen nächste Küste ungefähr im heutigen Sauerland, also etwa 80 Km südlich von hier, lag. Es scheinen ausgesprochen gute Lebensbedingungen für diese Tiere geherrscht zu haben, denn es entwickelten sich im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Unterarten, die sich vor allem in ihrer Größe unterschieden: Manche waren ausgesprochen klein, vielleicht in der Größe einer Murmel, andere dagegen riesig, bis zu 1,80 m im Durchmesser. Aber ob groß oder klein, sie gingen alle irgendwann den Weg alles Irdischen und ihre Überreste aus harten kalkigen Schalen lagerten sich auf dem Meeresgrund ab. Auf diese Weise entstand über Millionen von Jahren eine ganze Schicht von Ablagerungen, die unter ihrem eigenen und dem Gewicht nachfolgender Schichten versteinerte. Wenn unsere gute alte Erde nicht ein so unruhiges Wesen hätte, würden die Versteinerungen tief unter uns im Erdboden verweilen und vielleicht würden wir gar nichts von ihnen wissen. Da aber die Erdoberfläche ständigen Veränderungen unterworfen ist, indem die einzelnen Erdplatten gegeneinander driften, Vulkane an den Rissen zwischen den Erdplatten aktiv sind und Erdbeben sich ereignen, entstehen schließlich auch Gebirge. In unserem Fall schob sich die afrikanische Erdplatte nach Norden, was in Europa dazu führte, dass sich die Alpen auftürmten. Der Druck war jedoch noch viel weiter nördlich, nämlich bei uns spürbar, so dass sich auch hier Gesteinsschichten aufwölbten und die Gebirgszüge des Teutoburger Waldes und des weiter nördlich gelegenen Wiehengebirges entstanden. Die alten Gesteinsschichten wölbten sich, bildeten Berge und kamen dabei wieder ans Tageslicht. Und so  liegt nun das alte Meer und seine Kalksteinschicht heute wieder direkt zu unseren Füßen.

Wenn Sie aber nun noch Genaueres wissen wollen, empfehle ich Ihnen den hiesigen GeoGarten genau hier am Kultur- und Heimathaus, in dem Sie auf 250qm sage und schreibe 250 Millionen Jahre Erdgeschichte erleben können. Und natürlich das ErdZeitMuseum im Inneren des Hauses, das unter anderem eine ganz exquisite Sammlung von Riesenammoniten beherbergt.