Ein Barockschloss aus dem 18. Jhd.

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Derer von Fikensolt gehörten schon seit dem 12. Jahrhundert zur unerschrockenen Gefolgschaft des Grafen zu Oldenburg. So wird berichtet, wie der Junker von Fikensolt mit einer ganzen Schar weiterer Ritter die Stadt Oldenburg davor bewahrte, von den streitbaren Stedinger Bauern erobert zu werden. Darüber hinaus sind die von Fikensolt als Stifter der St. Petri Kirche in Westerstede bekannt. Ihr hiesiger Stammsitz war eine von Gräben umschlossene Burg, die genau dort lag, wo heute das Barockschloss Fikensolt aus dem 18. Jhd. steht. Es ist noch heute in Privatbesitz und kann leider nicht besichtigt werden.

Aber um Ihre Neugierde, lieber Besucher,  dennoch etwas zu befriedigen, erzähle ich Ihnen etwas über das Schloss und seine Bewohner. Vor langer langer soll es zwischen den Edlen von Fikensolt und den Rittern von Wittenheim, einer Burg nördlich von hier, eine lange furchtbare Fehde gegeben haben. Um das elende und zermürbende Blutvergießen schließlich zu beenden und Frieden zu stiften, wollte der Junker zu Fikensolt die Tochter seines Erzfeindes ehelichen. Tatsächlich kam der Vertrag zustande und die Braut sollte ihrem Bräutigam in aller Festlichkeit zugeführt werden. Ihr wurde eine Kutsche geschickt, die jedoch auf der Rückfahrt Richtung Fikensolt in einen Regenschauer geriet. Da ahnte die Braut schon nichts Gutes, denn ein nasser Brautkranz konnte ja nur Unglück bedeuten. Am Eingang des Schlosses empfing sie mit trauriger Miene der Diener des Hauses mit einer Perlenkette auf einem schwarzen Samtkissen. Da wurde die böse Ahnung zur Gewissheit. Die Haushälterin im Hause Fikensolt liebte ihren Herrn heimlich so sehr, dass Sie es nicht hatte ertragen können, ihn mit einer anderen verheiratet zu sehen. Daher hatte sie dem Junker unbemerkt Gift gegeben. Und so fand man am Morgen des Tages, an dem eigentlich das große Hochzeitsfest gefeiert werden sollte, den jungen Burgherrn tot in seinem Bett.

So zumindest hat man sich lange Zeit im Ammerland erzählt. Die ganze Geschichte hat aber durchaus einen wahren Kern. Der Junker Johann von Waddewarden hatte das Anwesen als Abkömmling derer von Fikensolt geerbt. Er konnte sich nur recht lange nicht dazu entschließen, sich durch eine Heirat zu binden. Darüber wurde er ganze 53 Jahre alt, für das 17. Jhd. schon ein ganz anständiges Alter. Als er sich nun endlich doch entschloss, ein edles Fräulein heimzuführen, passierte genau das, wovon die alte Sage noch zu berichten weiß, just am Morgen vor der geplanten Hochzeit lag er tot in seinem Bett. Für die Braut war nun alles zu spät, und so wurde die Redewendung „lat as de Brut von Fikensolt“ – so spät wie die Braut von Fikensolt – im Ammerland zum geflügelten Wort.