Hufeisenregion

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Die Erde dröhnt. Jeder fühlt es mit, wie die schweren Geschosse die Grabenbrüstungen wegreißen, wie sie die Böschungen durchwühlen und die obersten Betonköpfe zerfetzen. Wir merken den dumpfen Schlag, der dem Prankenhieb eines fauchenden Raubtiers gleicht, wenn der Schuss im Graben sitzt. Die Nacht ist ein Brüllen und Blitzen. Wir sehen uns bei dem sekundenlangen Licht an und schütteln mit bleichen Gesichtern und gepressten Lippen die Köpfe.

So beschreibt Erich Maria Remarque das Kriegsgeschehen während des 1. Weltkriegs. Das ist kein Krieg mehr, der mit nur einer Schlacht entschieden ist, kein Krieg mehr, der nur ein paar Monate dauert und vielleicht 10000 Unglückliche das Leben kostet. Dieser Krieg frisst Millionen um Millionen von Menschenleben und hat sich selbst das Leben derer unterworfen, die nicht an der Front stehen. Die Moderne ist in ihrer Totalität auch im Krieg angekommen.

Sicher ist es kein Zufall, dass ausgerechnet in dieser Zeit die katholische Bevölkerung des Osnabrücker Landes den Entschluss fasst, ein Kloster stiften zu wollen, und zwar für den Franziskanerorden, der allein schon durch das Vorbild des Heiligen Franziskus für die bedingungslose Liebe zu allen Mitgeschöpfen steht.

Schon 1918 kommen die ersten Franziskaner nach Ohrbeck. Zunächst kommen sie in Provisorien unter, bis 1926 die Klosterbauten bezugsfertig sind. Drei Jahre später ist auch die dem Heiligen Antonius von Padua geweihte Kirche fertiggestellt. Sie ist ein beeindruckender runder Kuppelbau im Stil des Neobarock. Ihr Vorbild ist die Kirche Sant´ Agnese in Agone an der berühmten Piazza Navona in Rom.

Doch die Franziskaner konnten in ihren neuen Gegebenheiten nur für kurze Zeit ihrer Arbeit ungestört nachgehen. Den Nazis waren die friedliebenden Brüder ein Dorn im Auge. Daher beschlagnahmten sie das Kloster 1941 und legten ein Jahr später ein Notkrankenhaus in das Exerzitienhaus.

Erst nach dem 2. Weltkrieg konnten die Franziskaner in ihr Kloster zurückkehren. Seitdem leben und arbeiten sie hier ohne weiteren Eingriff von außen.

Ein wichtiges Aufgabengebiet der Brüder ist heute die Seelsorge in der Pfarrgemeinschaft Georgsmarienhütte West, ein anderes ist das dem Kloster angegliederte Bildungshaus Ohrbeck, das seit 1974 als katholische Erwachsenenbildungsstätte und Heimvolkshochschule des Landes Niedersachsen fungiert.