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Seit Menschen Gedenken ist die Stadtkirche von Westerkappeln das Wahrzeichen und Zentrum des Ortes. Die viele Jahrhunderte umfassende Baugeschichte dieses Gotteshauses hat eindrücklich ihre Spuren hinterlassen und ist in vielfältiger Weise erkennbar. So wie sie trutzig auf der Anhöhe des alten Ortszentrums steht, hat die alte Stadtkirche fast etwas von der Aura eines knorrig gewachsenen uralten Baumes.
Bereits der Name „Westerkappeln“ deutet auf eine Kapelle hin, die einige Kilometer westlich von der Domburg Osnabrück erbaut worden war. Ein Registereintrag des Klosters Corvey, der den Ort „capellun“ nennt, legt nahe, dass diese Kapelle schon im 9. Jhd. erbaut sein dürfte. Ob aber diese Kapelle schon in dem Bereich gestanden hat, wo sich heute die Stadtkirche befindet, wissen wir nicht.
Der Turm unserer Kirche wurde vermutlich im 12. Jhd. errichtet. An seiner Westfront sieht man noch heute über der Tür den ursprünglichen Zugang, der sich 4,50m über dem Boden befindet. Das heißt, er war nur über eine Leiter zugänglich und ist damit deutlich als Flucht- oder Wehrturm kenntlich. Ein weiterer sehr alter Teil findet sich rechts neben dem Turm in der Südwand. Die Färbung des Steins bildet dort einen Absatz, an dem man deutlich sehen kann, dass auf die ältere Mauer ein neues Mauerstück aufgesetzt worden ist.
Eine weitere Spur der ältesten Kirche fand man bei einer Ausgrabung an der nördlichen Kirchmauer. Als man um das Jahr 1500 den Kirchenbau erweiterte, hat man an dieser Stelle eine ältere Mauer einfach überbaut. Diese hat früher außerhalb der Kirche gestanden und wozu sie gedient hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Bei der Ausgrabung dort machte man jedoch eine aufsehenerregende Entdeckung: Unter dem Fundament der besagten Mauer fand man ein menschliches Skelett. Daran ist zu erkennen, dass dieser Platz bereits in sehr früher Zeit als Friedhof benutzt wurde. Und das wiederum deutet darauf hin, dass auf dem Baugrund der heutigen Kirche bereits ein älteres Gotteshaus existierte, in dessen unmittelbarer Nähe man den Toten bestattet hat.
Da die Gemeinde im Laufe der Zeit immer größer wurde, hat man die Kirche immer wieder erweitert. Im Zuge dessen entstand im 13. Jhd. das Querschiff mit seinem Portal, das heute die Südfassade prägt. Das Portal wirkt insgesamt recht archaisch, jedoch sind die Entstellungen seiner Figuren keineswegs dem Alter geschuldet, sondern hängen mit dem Bildersturm im Zeitalter der Reformation zusammen. Das bedeutet, sie sind vor etwa 500 Jahren willentlich zerstört worden.
Das große Rosettenfenster darüber entstammt einem jüngeren Datum und setzt einen weiteren charakteristischen Punkt der gewachsenen Struktur, denn es ist zum Portal hin nach rechts versetzt und bildet keine Symmetrie.
Eine Inschrift aus dem Inneren datiert die letzte Ausbaustufe der Kirche. Im Jahre 1509 erhielt sie die spätgotische Prägung, mit der sie uns heute gegenübertritt.
Die Ausstattung im Inneren ist übrigens ebenfalls sehenswert und atmet in ähnlicher Weise die Atmosphäre dieses einzigartigen und geschichtsträchtigen Gotteshauses.