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A: Ach Mensch, da hinten stehen schon wieder die Grenzbüttel!
B: Ja, was hast du denn gedacht? Die Preußen riechen dein Salz schon von weitem!
A: Dann muss ich mich eben wieder durch die Büsche schlagen! Ich weiß schon, wo!
B: Aber pass bloß auf, dass sie dich nicht aufs Korn nehmen. Ich habe gehört, dass die Preußen verdammt gut schießen können!
Sie werden es nicht glauben, aber hier im Grenzgebiet zwischen Preußen und Hannover gab es schwarzes Salz! Aber nicht, weil das hiesige Salz unappetitlich gewesen wäre, nein, ganz im Gegenteil! Dieses Salz war schwarz, weil es geschmuggelt wurde!
In Rothenfelde wurde seit dem 18. Jhd. aus einer salzigen Quelle ein hervorragendes Speisesalz gesiedet, das man von hier aus über sog. „Salzstraßen“ in alle Richtungen vertrieb. Noch heute findet sich im Ort der Straßenname „Alte Salzstr.“, der genau an diesen Zusammenhang erinnert.
Rothenfelde gehörte im 19. Jhd. zum Königreich Hannover, und das machte die Sache delikat. Denn im benachbarten Münsterland, das seinerseits zu Preußen gehörte, gab es ein staatliches Salzmonopol, was dazu führte, dass das Salz vergleichsweise schlecht und vor allem teuer war. Nun, das gute und günstige Salz in der direkten hannoverschen Nachbarschaft reizte da natürlich zum Schmuggel. Daher versuchten immer wieder illegale Grenzgänger jenseits der Straßen die Landesgrenze zu überwinden, schwer bepackt, vor allem mit nicht genehmigten, also „schwarzem“ Salz. Das galt aber keineswegs als Kavaliersdelikt, im Gegenteil, der preußische Zoll setzte alles daran, dem aus seiner Sicht rechtswidrigen Treiben ein Ende zu setzen. Die Zöllner brachten bald in Erfahrung, wo die Hauptrouten der Schmuggler zu finden waren und legten sich auf die Lauer. Wenn aber die Schmuggler den Zöllnern ins Netz gingen, fingen oftmals die eigentlichen Probleme erst an, denn die Ertappten waren in aller Regel keineswegs Unschuldslämmer, sondern betrieben ihr Metier durchaus professionell. Nicht von ungefähr waren die Zöllner berechtigt zum Schusswaffengebrauch. Man weiß, dass hier im Grenzgebiet regelmäßig Schmuggler schwer verletzt wurden und sogar zu Tode kamen. Für die Seite der Zöllner wird das mit einer gewissen Einschränkung ebenso gegolten haben. Besonders beredet sind dabei die Berichte, in denen es heißt, es seien Schmuggler im Handgemenge durch Bajonett-Stiche schwerbewaffneter Zöllner zu Tode gekommen. Das Ganze war kein Spaß, und zwar für keinen der Beteiligten!
Als 1866 das Königreich Hannover im Krieg gegen Preußen unterging und dem Sieger zugeschlagen wurde, gab es vor Ort plötzlich keine Grenze mehr - womit der Reiz des Schmuggels ein für allemal Geschichte war.
Und das Salz aus Rothenfelde? Der Salinenbetrieb wurde zwar 1969 eingestellt, geblieben sind jedoch die beiden historischen Gradierwerke, die noch heute als gigantische Freiluftinhalatorien mit ihren Aerosolen wohltuend auf die Atemwege einwirken.