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An dieser Stelle stehen Sie vermutlich vor dem ersten „Gulfhaus“, welches in seiner Art in der Cloppenburger Region erbaut wurde. Gulfhäuser sind fachwerklose Bauernhäuser, die Scheune und Stall, sowie den durch eine Brandmauer getrennten Wohnteil in einem großen Ziegelgebäude vereinigen. Die Bauform der Gulfhäuser kam bereits im 16. und 17. Jahrhundert in den Marschen und friesischen Geestgebieten vor.
Das Gulfhaus vom Hof Thie wurde erst 1931 errichtet und damals nach modernsten Erkenntnissen der Landwirtschaft konzipiert. Es zeigt zwar eine traditionelle Grundstruktur, allerdings in einer zeittypischen, architektonisch qualitätsvollen Ausführung.
Beeindruckend ist vor allem die Dachkonstruktion. Das Dach des zweigeschossigen Wohnteils ist als Vollwalm ausgebildet. Der Scheunenteil weist einen für Gulfhäuser typischen Krüppelwalm auf. Das heißt, der Giebel ist abgeschrägt und nicht vollständig ausgebaut. Die Dachflächen sind mit naturroten Tonfalzpfannen eingedeckt.
Aber warum trägt der Hof eigentlich den Namen Thie? Etwa um 1893 erwarb Johann Anton Thie aus Langförden den ehemaligen Hemmelter „Steinweg-Hof“ mitsamt dazugehörendem Land. Der Hof war einst münstersches Halberbe und als fürstliches Lehen im Besitz der „Herrn von Schilder“. Das Haus wurde erbaut von seinem Sohn Heinrich Josef Aloys (1895-1964) und seiner Frau Johanna geb. Lammerding aus
Brookstrek. Daran erinnert noch heute die Inschrift am Ostgiebel „ORA ET LABORA – A.J.THIE-1931“.