Holtriem

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Moor! So weit das Auge reicht! So war das hier einmal! Aber das ist inzwischen schon eine ganze Weile her! Ab 1765 fing die damalige preußische an, Parzellen an Kolonisten zu vergeben, um das Land urbar zu machen. Für die ersten Siedler war das alles andere als ein Spaß. Ein alter Spruch fasst das Schicksal der Moorbesiedlung kurz und bündig zusammen: Dem ersten den Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot. Also erst die dritte Generation der Siedler konnte dem mühsam kultivierten Land so viel an Erträgen abgewinnen, dass man auch wirklich davon leben konnte.
Dennoch stieg die Anzahl der Bewohner recht kontinuierlich an und es entwickelte sich so etwas wie Infrastruktur. Ein Beispiel dafür war die Kirche. Lange Zeit waren die Einwohner von Blomberg und des benachbarten Neuschoo kirchlich von Ochtersum aus mitversorgt worden. Das schmeckte den Siedlern jedoch irgendwann nicht mehr. Und da die Einwohnerzahl inzwischen die Gründung einer eigenen Gemeinde hergab, machte man sich ab 1860 an die Planung einer eigenen Kirche. Nun ging aber das Gezerre los, wo man denn die Kirche hinbauen sollte. Die Leute aus Blomberg wollten sie natürlich gerne ganz in ihrer Nähe haben, am liebsten mitten ins Dorf, die aus Neuschoo aber genauso. Schließlich einigte man sich auf einen Kompromiss, der 1870 in die Tat umgesetzt wurde. Man baute genau an der Grenze - wobei die Kirche auf der Blomberger Seite platziert wurde und das Pfarrhaus auf der Neuschooer. Der Friedhof bei der Kirche wurde auf einem Stück Land angelegt, das einem Mann namens Heere Stiekelkamp gehört hatte, und so galt lange Zeit in der Umgebung das geflügelte Wort: „Nee, nee! Ik will noch nich nat Stiekelkamp!“ oder auf Hochdeutsch: „Ich will noch nicht zum Stiekelkamp“. Die Ostfriesen sind eben ein lebenslustiges Volk!
Der Kirchenbau war für die Gemeinde ein riesiger finanzieller Brocken. Deshalb verzichtete man auch erst einmal auf einen Glockenturm. Ein hölzernes Gerüst musste zunächst als Provisorium herhalten. Im Laufe der Jahre schossen jedoch die Linden, die man um das Gerüst gepflanzt hatte, immer mehr in die Höhe, so dass man im Umland schließlich anfing zu spötteln: „In Blomberg, do hangen die Klocken in de Bööm“, also: in Blomberg, da hängen die Glocken in den Bäumen! Das mochte man auf die Dauer nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb wurde 1954 ein massiver Glockenturm nach den ursprünglichen Plänen angebaut. Und da steht sie nun in voller Pracht, unsere Kirche in Blomberg!