Der Stemweder Berg: Uriger Wald auf uraltem Meer

Der Stemweder Berg: Uriger Wald auf uraltem Meer

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Hören Sie es rauschen? Das uralte Meer? Sie müssen ganz genau hinhören! Dann ist es wieder da, ein 200 Millionen Jahre altes Meeresrauschen.

Auf dem Stemweder Berg stehen Sie auf uraltem Meeresboden. Dort sammelten sich über unvorstellbar lange Zeit Sand und Überreste von kalkhaltigen Meeresbewohnern, so dass sich unter dem Gewicht schließlich die Schichten verdichtet und zu Gestein wurden, ein Kalksandstein, in dem sich bis heute Fossilien als Zeugen dieser fernen Vergangenheit finden lassen.  Angehoben und zum Gebirge wurden diese Schichten durch die gewaltigen tektonischen Kräfte im Mantel unserer guten Mutter Erde: Kontinentalplatten driften langsam, aber beharrlich mit unglaublicher Kraft gegeneinander und werfen auf diese Weise mächtige Erhebungen auf, so auch hier. Ursprünglich ist der Stemweder Berg noch ein gutes Stück höher gewesen, aber über Millionen von Jahren ist er durch Wind und Wasser erodiert. Dennoch beträgt seine Höhe noch immer stattliche 181m, jedenfalls an seiner höchsten Stelle auf nordrhein-westfälischer Seite, die ein bronzezeitliches Hügelgrab birgt. Auf der Diepholzer Seite kommt er immerhin auf 150m.

Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Bei guten Sichtbedingungen ist ein Panorama vom  Dümmer See im Nordwesten, bis zur Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Südosten zu erkennen.

Durchsetzt ist unser hiesiges Naturidyll mancherorts von Obstwiesen und Steinbrüchen, Spuren von althergebrachter Wirtschaftsweise am Stemweder Berg. Sie bieten einen wichtigen Lebensraum für Siebenschläfer, Steinkauz und verschiedenen Fledermausarten.

Da die Buche besonders kalkhaltige Böden liebt, ist es kein Wunder, dass sie sich hier besonders wohlfühlt. Die Kalkbuchenwälder am Stemweder Berg sind sogar als Natura 2000 Gebiete besonders geschützt und werden von der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz betreut.

Aufgrund der besonderen Entstehung des Berges wechseln sich unterschiedliche Lebensräume auf  reichem kalkigem Grund und kargen Sandböden ab, so dass man hier auf eine besonders vielfältige und reichhaltige Pflanzenwelt stößt: Buschwindröschen, Schabrockskraut, Schlüsselblume, Maiglöckchen, Waldmeister und Aronstab bilden bunte, dichte Blütenteppiche im lichten Frühjahrswald.

Bunt blühende und duftende Kräuter säumen zudem an verschiedenen Stellen häufig die Waldränder.  Entsprechend vielfältig ist aber auch die Fauna: der seltene gelbschwarze Feuersalamander, der braungraue Bergmolch, mit seiner intensiv rötlich gefärbten Bauchseite oder  die hübsche, äußerst seltene Landdeckelschnecke sind nur einige Beispiele. Mit Sicherheit werden Sie bei einem Besuch des Waldes auch den einprägsamen Ruf des schwarzen Kolkraben zu hören können. Lange Zeit galt dieser Vogel als stark gefährdet. Inzwischen hat sich durch Artenschutzmaßnahmen sein Bestand glücklicherweise wieder stabilisiert. Mit etwas Glück begegnen Sie in der Abenddämmerung  einer ganz besonders imposanten Persönlichkeit in seinem Jagdrevier: dem Uhu, der größten aller Eulenarten Europas.