St. Johannes und der besondere Schatz

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Willkommen im Gotteshaus zu St. Johannes in Wiefelstede. Adalbert von Bremen ist mein Name und Erzbischof bin ich in der alten Hansestadt gewesen. Allerdings ist das schon einige Jahre her, ich kann mich kaum noch erinnern, wie lange… Tatsache ist, dass ich im Jahre des Herrn 1057 dieses Gotteshaus zu Ehren Johannes des Täufers geweiht habe. Und das war ein wichtiger Schritt, denn im gesamten Ammergau hingen die Menschen damals noch allzu oft dem heidnischen Glauben an. Die alten Missionszentren in Visbek und Wildeshausen aus den Zeiten Karl des Großen waren viel zu weit weg gewesen, um das zuerst noch dünn besiedelte und durch die Moore vielfach unzugängliche Ammerland für den wahren Glauben zu gewinnen. Doch nun endlich hatten die Ammerschen ihre eigene Kirche und das Christentum konnte feste Wurzeln schlagen.

Der hohe Westturm an der Kirche ist etwas jünger als das eigentliche Kirchenschiff und soll früher nicht spitz zulaufend, sondern stumpf gewesen sein. So pflegten die Ostfriesen, die über Wiefelstede nach Oldenburg reisten, sich gegenseitig aufzumuntern, indem sie sich sagten: „Haben wir bloß erst den Stumpfen erreicht“, ja, dann hätten sie den größten Teil der Reise hinter sich.

Der Glockenturm steht wie bei allen alten ammerschen Kirchen abseits vom eigentlichen Kirchenbau. Das hat damit zu tun, dass man durch den wuchtigen Schlag der schweren Glocken nicht das gesamte Gotteshaus in Gefahr bringen wollte, da der Untergrund in dieser Gegend oft moorastig und der Standfestigkeit der Gebäude nicht sonderlich zuträglich ist. Der Turm mit seinen Glocken stammt aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und bildete gleichzeitig das Tor zum geweihten Areal der Kirche.

Darüber hinaus verfügt St. Johannes über einen besonderen Schatz, der zwar erst weit nach meiner Zeit in das Gotteshaus Einzug gehalten hat, aber dennoch mein Herz erfreut, da man in seinem Klang das Brausen der Stimme des Allmächtigen von Ferne erahnen kann.

Lange Jahre hatte die Kirche keine Orgel, sehr zum Betrübnis eines Lehrers und Vorsänger, der doch zu gerne Organist werden wollte. Er setzte daher eine Spendenliste für die Orgel auf, die bei den Wohlhabenden der Ortschaft die Runde machen sollte. Doch nur der Junker von Böselager in Lehe zeichnete den Betrag von 30 Talern, was alleine viel zu wenig gewesen wäre. Erst drei Jahre später kehrte die ansonsten leere Spenderliste zu ihrem Ausgangspunkt zurück. – Und der Herr von Böselager war inzwischen gestorben. Doch statt zu verzagen, sah der Lehrer hier seine Chance, denn er machte einfach hinter die „30“ noch eine weitere „0“ und ging mit der Forderung von 300 Talern zu den Erben des verstorbenen Junkers, die ihm diese Summe auch wirklich auszahlten. Damit konnte die Orgel angeschafft werden.

1731 wurde sie fertiggestellt vom Meister Christian Vater persönlich, der ein Schüler des berühmten Arp Schnitger gewesen ist. In den Jahren des Herrn 2011 bis 2013 ist die herrliche Orgel aufwendig erneuert worden und lässt ihr Gotteslob nun wieder weit erschallen. Stimmen wir mit ein, liebe Brüder und Schwestern: Hallelujah!