Hier erfahren Sie was über den Schiffbau in Edewecht an der Vehne ...

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Moin auch! Sie wollen was über den Schiffbau hier in Edewecht an der Vehne erfahren? Tja, da sind Sie bei mir ganz richtig! Gerd Tönjes-Deye mein Name, aber Sie können mich gerne auch Käpt´n Kuper nennen, wie fast alle hier in Edewecht. Ich bin einer der Besitzer der insgesamt sieben Helgen, also Schiffszimmereiplätze an Vehne und Aue. Sie fragen sich vielleicht, wieso man ausgerechnet hier, doch ziemlich weit landeinwärts, Schiffe baut. Ich sag Ihnen was: Wir machen das, weil wir es können! Und zwar so gut, dass uns die Leute vertrauen! Aber es ist nicht nur das Geschick unserer Zimmerleute, wir verbauen hier traditionell die gute Edewechter Eiche, und auf die kann man sich verlassen! Schon unsere Urgroßväter, wenn nicht sogar schon deren Väter, haben auf ihren Helgen am Fluss Vehne Schiffe gebaut, zuerst ganz kleine Schaluppen für den Flussverkehr. Aber inzwischen bauen wir sogar stolze seetüchtige Schiffe, jawohl! Meine Schonerbrigg „Lina“, mein bestes Stück, ist gut 20 Meter lang und kann bis zu fast zwei Tonnen Lastgewicht laden Und ich sage Ihnen, ich bin mit ihr sogar schon bis nach Australien gekommen. Am 29. April 1880 fuhren wir in den Hafen von Adelaide ein. Da bin ich auch heute noch mächtig stolz drauf! Da kann ich Ihnen aber ein andern Mal mehr von erzählen.

Also, unsere Schiffe werden hier auf den Helgen an der Vehne gebaut. Bei einem größeren Schiff sind wir glatt ein ganzes Jahr dabei. Zum guten Ende muss man allerdings ein bisschen die Zeit im Auge behalten, denn im Frühjahr, wenn der Fluss am meisten Wasser führt, wird er aufgestaut. Und wenn wir dann gegen Ostern der aufgestauten Vehne wieder ihren freien Lauf lassen, dann müssen unsere Schiffe vom Stapel gelassen werden, damit sie mit dem Wasserschwall bis in die Aue treiben. Von dort geht es weiter über das Godensholter Tief und die Jümme bis zur Leda. Und dann sind wir auch schon fast an der Mündung zur Ems und der weiten See. Masten und Takelage bekommen die Schiffe in Leer. Und dann kann es losgehen mit der großen Fahrt!

Aber ach, es ist ein Jammer! Das dauert gar nicht mehr lange, dann ist die ganze alte Herrlichkeit der großen Segelschiffe vorbei. Glauben Sie nicht? Ha! Überall wo ich hinkomme, breiten sie sich doch wie eine Seuche aus: diese Dampfschiffe! Das hat doch gar nichts mehr mit anständiger christlicher Seefahrt zu tun! Aber die Zeiten sind eben, wie sie sind. Noch ist es nicht ganz so weit, aber ich glaube, dass unsere Helgen in Edewecht wohl nach und nach verschwinden werden. Denn große Ungetüme aus Metall, die können wir an unserer Vehne nun wirklich nicht bauen. Wir sind Zimmerleute! Und wie sollten wir die Schiffe auch von hier wegkriegen? Nee, nee. So traurig es ist, das wird nix mehr.

Dann doch lieber ein erfreulicheres Thema: Hab ich Ihnen eigentlich schon von meiner Australienfahrt erzählt? Wenn nicht, dann melden Sie sich doch gleich wieder bei mir!

Nu aber erstmal Tschüß!