Oppenweher Moor : Mystische Landschaft

Audio

Text

O, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt -
O, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

So heißt es bei Anette von Droste-Hülshoff in ihrem Gedicht „Der Knabe im Moor“ von 1842. Damals galten Moore noch als Orte wildhafter Natur ohne Bezug zur Zivilisation, zumal sie sich weitgehend der Bewirtschaftung entzogen. In diesem Sinne sind die Moore auch vielfach als naturgegebene Barrieren verstanden worden, an denen sich, ähnlich wie an Flüssen, Bezirks- oder Landesgrenzen orientiert haben. An der Wende vom 19. Zum 20. Jhd. mangelte es aufgrund des Bevölkerungswachstums immer mehr an landwirtschaftlichen Flächen, so dass man zunehmend die Moore trockenlegte und abtorfte - eine hochbeschwerliche Arbeit, die den ersten Siedlern kaum ein Auskommen verschaffte. „Dem ersten den Tod, dem zweiten die Not, dem Dritten das Brot“, so pflegte man bei der Moorkultivierung zu sagen. Also erst die dritte Generation der Moorsiedler hatte wirklich gutes, bestellbares Land. Dennoch schrumpften die Moorflächen im Verlauf der Jahrzehnte auf wenige Reste zusammen. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde das Moor als einzigartiger und schützenswerter Naturraum wiederentdeckt; darüber hinaus auch als CO2-Speicher und damit seine Relevanz für das Klima.

Das Naturschutz- und Natura 2000 Gebiet „Oppenweher Moor“  ist eines von insgesamt 15 Hochmooren in der Diepholzer Moorniederung. Es wurde in den vergangenen Jahren wiedervernässt und großflächig renaturiert und zählt zu den bedeutendsten Mooren Nordwestdeutschland. Grünflächen und ein naturnaher Baumbestand grenzen das Kerngebiet des Moores schützend von den landwirtschaftlichen Flächen außerhalb ab.

Charakteristische Pflanzen im Oppenweher Moor sind unter anderem Wollgräser, deren weiße Fruchtstände das Moor in ein plüschiges Wolkenmeer verwandeln, Glocken- und Rosmarinheide, Krähenbeere und der Rundblättrige Sonnentau, der die Nährstoffknappheit des Moores auf seine eigene Weise umgeht, nämlich indem er sich Insekten fängt. Wichtigste Pflanze ist natürlich das Torfmoos als Baumeister der Hochmoore. Die Torfschicht unter dem Moos wächst jährlich nur etwa einen Milimeter. Das heißt, es ist ein recht einfaches Rechenexempel, sich vorzustellen, wie viel Wachstumszeit in einer meterdicken Torfschicht aufbewahrt ist.

Gerade weil dieser besondere Lebensraum inzwischen vielfach verschwunden ist, ist das Oppenweher Moor für viele vom Aussterben bedrohte Tierarten zum Refugium geworden. So finden sich hier u. a. der Laub- und der Moorfrosch, die Kreuzotter, die Schlingnatter oder die gelb-schwarze Große Moosjungfer, eine besonders gefährdete Libellenart.