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Weibliche Stimme:
„Ach, ach, was bin ich nur für ein armes Geschöpf! Muss ich denn als Dienstmagd ausgerechnet in diesem Alberode dienen. Ich weiß auch nicht recht, wie so etwas geschehen kann. Dies Dorf hat der liebe Gott bei seinem Segen für Land und Flur dereinst wohl vergessen! Es hat keinen noch so schmalen Bachlauf und nicht einen einzigen Brunnen! Beim Haus vom Philipp Nickell gibt es lediglich einen sumpfigen Teich, in dem sich der Regen oder das Schmelzwasser vom her Comberg sammelt. Das muss dann reichen für Mensch und Tier. Aber wenn es doch nur reichen würde! In Sommerzeiten, wenn es über Wochen hinweg kaum geregnet hat, ist dieser Teich ganz trocknen. Dann hilf es nichts. Wenn wir denn nicht verdursten wollen, müssen wir ganz runter zum Gauchelgraben, ganz in der Nähe der Queckmühle, dort, viele hundert Schritte von hier, ist nämlich die allernächste Quelle. Damit sich die Fuhre auch lohnt, denn auch das Vieh will trinken, müssen wir den Karren anspannen und mit ihm dort hinunterfahren. Noch schlimmer ist es aber im Winter! Wenn der Teich nämlich so tief zugefroren ist, dass sich kein Loch mehr ins Eis schlagen lässt. Dann müssen wir in der bitteren Kälte mit dem Schlitten ins Tal, wieder und wieder, um von der Quelle Wasser zu holen. Ach, es ist eine vermaledeite Schur und so elend mühselig! Und gefährlich ist es obendrein. Sollte bei uns in Alberode einmal ein Brand ausbrechen, vielleicht sogar gerade in der heißen Trockenzeit, bei Gott, dann ist das ganze Dorf verloren. Glück haben wir, wenn wir allein unser aller blankes Leben retten und vielleicht noch das der Tiere.
Ach je, ach je. Und wer hat das schwere Wasser immer zu schleppen, ganz gleich, wo es herkommt? Natürlich unsereins! Gott gebe, dass dieses Jahr wenigstens genug Regen fällt.“

Männliche Stimme:
Unsere arme Magd hatte noch bis ins Jahr 1820 diese Zustände zu ertragen. Dann wurden sie besser, weil endlich im Dorf zwei Brunnen gebohrt wurden.