Kikes dat is olle use!

Blick von Ost nach Süd

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Ich heiße Sie willkommen auf dem Turm unserer schönen Marienkirche im Herzen des Naturparks Terra.vita.
Aber sehen Sie sich nur mal in aller Ruhe um. "Kikes dat is olle use!" - haben Sie das verstanden?
Wenn nicht, sage ich Ihnen, dass „olle use“ nichts mit der Schwiegermutter namens Ursula zu tun hat, sondern so sagt man bei uns: „Alles unsers!“ Und diese befriedigende Feststellung taten die Osnabrücker Bürger schon seit dem 16. Jh., wenn sie alljährlich die Grenzen ihres Besitzes in Augenschein nahmen. Und genau das wollen wir jetzt mit Ihnen gemeinsam tun.
Bleiben wir zunächst bei unserer Marienkirche: Sie ist im Gegensatz zum Dom, der dem Bistum Osnabrück angehört, die älteste Kirche der Osnabrücker Bürger, die schon im 9. Jh. im Schatten der Domburg ihre eigene Niederlassung hatten. Erste urkundliche Erwähnung findet St. Marien zwar erst im 12. Jh., aber sie ist archäologischen Funden zufolge um einiges älter. Ihre gotischen Formen erhielt sie um das Jahr 1300.
Schauen wir nun Richtung Dom. Diese eindrucksvolle Kirche mit ihren drei Türmen ist sicher ein besonderes Schmuckstück der Stadt. Nach seiner Weihe im Jahre 785 erlebte er eine wechselvolle Geschichte. Nach Wikingerüberfall und Brandkatastrophe erhielt der Dom im 13. Jh. seine heutige Gestalt. Im 15. Jh. erhielt er rechts einen neuen wuchtigeren Zwillingsturm. Die unterschiedliche Entstehungszeit der Türme ist besonders gut an den Fensterformen zu erkennen: Die Bögen im schmalen linken Turm sind noch romanisch rund, die im wuchtigen rechten spitz zulaufend gotisch.
Wenden wir uns ein Stück weiter nach rechts, indem wir mit den Augen der Straße, an der der Dom liegt, folgen. Nach einem kurzen Stück stoßen wir auf ein großes Jugendstilgebäude mit leuchtend türkisfarbenen Dächern. Hier ist das Osnabrücker Stadttheater beheimatet. Außerdem beginnt hier die Osnabrücker Einkaufsmeile, die sich bis zur St. Johannis-Kirche zieht, die Sie weiter hinten an den zwei Türmen mit unterschiedlicher Bedachung erkennen. St. Johannis ist eine weitere uralte Osnabrücker Kirche, obwohl sie eigentlich gar nicht zum alten Stadtkern gehört. Sie stammt aus dem 13. Jh. und war ursprünglich das Gotteshaus eines Kollegiatsstiftes, das sich zum Kern der mittelalterlichen Osnabrücker Neustadt entwickelte. Jenseits der St. Johannis-Kirche erkennen Sie als markante Erhebung den Schölerberg, wo in einem naturnahen Gelände der wunderschöne Osnabrücker Zoo und das Naturkundemuseum angesiedelt sind.
Der Höhenzug, der nach Süden hin das Osnabrücker Land vom Münsterland trennt, ist der Teutoburger Wald, der eigentlich Osning hieß, aber seit dem 17. Jh. mit der berühmten Schlacht im Teutoburger Wald in Verbindung gebracht wurde und daher diesen Namen erhielt.

Blick von Südost nach Südwest

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Willkommen zur zweiten Etappe der Rundumschau rund um den Marienturm. Erinnern Sie sich? „Olle use“ heißt es weiterhin, rundherum „alles unsers“, wie die Osnabrücker sagen.
Direkt unter Ihnen liegt der Kern des alten Osnabrück mit seinem historischen Marktplatz und dem Rathaus des Westfälischen Friedens, der den verheerenden 30jährigen Krieg beendete. Nicht umsonst darf sich Osnabrück mit der schönen Bezeichnung „Friedensstadt“ schmücken.
Ein Stück davon entfernt blicken Sie auf die Katharinenkirche. Sie ist zwar die jüngste der alten Osnabrücker Kirchen, dafür ist sie jedoch das höchste mittelalterliche Bauwerk in ganz Niedersachsen. Ursprünglich war sie die Kirche der Osnabrücker Ritterschaft, die in Ihrem Umfeld ihre Höfe hatte. Insofern ist es nach archäologischem Befund durchaus schlüssig und denkbar, dass ihr ältester Grundbestand aus Zeiten der Kreuzzüge eine Nachbildung der Jerusalemer Grabeskirche war. Später diente sie u. a. als Hofkirche des unweit gelegenen Osnabrücker Schlosses, dessen gelbe Fassade Sie links hinter der Katharinenkirche sehen.
Eigentlich residierte der Osnabrücker Bischof seit dem 11. Jh. abseits der Stadt in Iburg. Doch nachdem der 30jährige Krieg ausgestanden war und man wieder etwas zu Wohlstand kam, gaben sich die Fürsten nach französischen Vorbild gerne ein repräsentatives Gepränge, so auch Fürstbischof Ernst August I., der um 1670 das Schloss errichten ließ. Meist stand in der Folgezeit das Schloss jedoch leer, denn schon bald zog es Ernst August nach Hannover, wo er später Kurfürst wurde. Nachdem 1803 Osnabrück an Hannover gefallen war, diente das Schloss in unterschiedlicher Weise als Verwaltungszentrum. Heute ist es Sitz der Universitätsverwaltung.
Von uns aus gesehen vor dem Schloss steht ein burgähnlicher Gebäudekomplex, der durch seine hellbeige und rote Außenfassade auffällt. Das ist der Ledenhof, ein ehemaliger Ritterhof, der die Zeiten in vielfältiger Funktion überstanden hat
Wenden Sie sich nun wieder dem Rathaus zu. Lassen Sie ihren Blick von dort hochwandern bis zur Altstadtgrenze. Jenseits des Heger Tors, des Triumphtores für die Osnabrücker Kämpfer der berühmten Schlacht bei Waterloo, steht das neoklassizistische Kulturgeschichtliche Museum. Direkt mit ihm verbunden ist das avantgardistisch anmutende Felix-Nussbaum-Haus mit der Dauerausstellung des namensgebenden jüdischen Osnabrücker Künstlers, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Blick von West nach Ost

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Willkommen zurück zur dritten Etappe unseres Rundblicks vom Marienturm auf eine der schönsten Städte Deutschlands direkt im Herzen des Naturparks Terra.vita. Und weiterhin gilt das Motto: „Olle use“!
Vom Kulturgeschichtlichen Museum aus wenden Sie ihren Blick ein Stück weiter nach rechts.
Westlich der Altstadt ist im Häusermeer die Erhebung des Westerbergs erkennbar. Hier befinden sich große Anlagen und Gebäude der Fachhochschule sowie der Universität. Darunter ist eine besondere Sehenswürdigkeit, nämlich der Botanische Garten in einem ehemaligen Steinbruch. In verbauter Form findet man den vor Ort gewonnenen Kalkstein noch am linken Rand des Westerbergs, am schlanken sandgelben Kirchturm der Bergkirche und direkt daneben am gleichfarbigen wuchtigen Gebäude der Volkshochschule. Ein Stück weiter rechts ist als klobiger Ziegelbau die Stadtverwaltung zu erkennen, direkt daneben der weiße Bau des Hotels Remarque. Noch ein wenig rechts davon sehen Sie ein weißes turmloses Kirchengebäude, die Dominikanerkirche, die heute vor allem für Ausstellungen verwendet wird.
Wenden wir uns nun dem Stadtnorden zu. Auffällig ist hier der Berg mit den drei gewaltigen Windrädern. Das ist der Piesberg, dessen Namen mit dem Stadtteil Pye in Verbindung steht. Bis vor einigen Jahren hat man hier einen alten Steinbruch als Mülldeponie verwendet, aber das ist glücklicherweise vorbei und heute stehen hier wieder die Themen Bergbau- und Industriegeschichte, Fossilien und eine 300 Millionen Jahre umfassende Vergangenheit im Vordergrund. Im dortigen Industriemuseum sind all die Facetten dieser vielfältigen und einzigartigen Natur- wie Kulturlandschaft auf faszinierende Art und Weise aufbereitet. Übrigens steht auf dem Piesberg ein Aussichtsturm, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf das Hasetal hat. Außerdem wartet dort eine wirklich prominente historische Persönlichkeit auf Sie.
Viel näher und halb rechts liegt der größtenteils baumbestandene Gertrudenberg. Hier ist der Bürgerpark, wo sich gestresste Städter in frischer Luft die Füße vertreten können. Gut zu erkennen ist das ehemalige Benediktinerkloster, das 1140 hier gegründet wurde. Unter dem Gertrudenberg befindet sich ein geheimnisvolles, von Menschen geschaffenes Höhlensystem. Vermutlich entstand es durch Abbau hochwertigen Kalksteines, der in Brennöfen zu Bauzwecken weiterverarbeitet wurde. Im Laufe der Zeit dienten die Kavernen aber auch als Bierkeller, Bunker, der Pilzzucht oder auch als Räuberversteck.
Wenn Sie Ihren Blick noch einmal in die Ferne schweifen lassen, erkennen Sie weit im Norden am Piesberg vorbei den Höhenzug des Wiehengebirges. Es begrenzt dort das Osnabrücker Bergland, wo sich die norddeutsche Tiefebene öffnet.