Die Stadtkirche, die den Märtyrern St. Sebastian und St. Fabian geweiht ist, wurde im 12. Jahrhundert als Kirche für das damals bestehende Dorf Lutter gegründet. Aus dieser Zeit stammt noch der Turm mit seinen romanischen Rundbogenöffnungen. Im Mittelalter wurde sie mehrfach erweitert und ist heute eine dreischiffige Hallenkirche.

Geschichte, Architektur und Lebensklugheit

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Die Stadtkirche von Königslutter spiegelt in besonderer Weise den Schatz menschlicher Erfahrungshorizonte vieler Jahrhunderte wider. - Wobei dem Betrachter wahrlich Staunenswertes gegenübertritt. Beispielsweise wird uns hier offenbart, dass das Jahr 1640 in Königslutter einen  31. September hatte! Aber davon später! 

Dass der altehrwürdige Kirchenbau nicht aus einem Guss ist, sondern eine komplexe Geschichte hat, sieht man ihm schon von außen an. Der romanische Turm mit seinen rundbogigen Öffnungen stammt aus dem 12. Jhd. und ist damit kaum jünger als der Kaiserdom.

Um im Laufe der Zeit den Anforderungen der wachsenden Gemeinde Rechnung zu tragen, musste die Kirche immer wieder ein Stück vergrößert werden. Die letzte bedeutende Erweiterung wurde im 15. Jhd. nötig, da die Einwohner des nahegelegenen Schoderstedt ihr Dorf aufgaben und nach Königslutter übersiedelten. Einer der Schoderstedter Bauern soll sich um den Ausbau der Kirche besonders verdient gemacht haben. So erzählt man sich, dass die bäuerlich gekleidete Trägerfigur im nördlichen Seitenschiff diesem fleißigen Helfer ein Denkmal setzt. Auch später haderte man immer wieder einmal mit dem Platzmangel. 1822 plante man sogar, die gotischen Stützpfeiler wegzureißen, um sich im Innenraum mehr Luft zu verschaffen. Zum Glück holte man sich aber vorher den Rat eines Sachverständigen ein, der den Verantwortlichen sehr deutlich machte, dass selbst in einer Kirche nicht allein der Heilige Geist das Gewölbe tragen kann. So nahm man also von diesen Plänen Abstand, womit die Kirche auch diesen Sturm der Zeit überstand.

Wie im Mittelalter üblich, war rund um die Kirche der Gottesacker angelegt. Der Untergrund stellte jedoch eine Herausforderung dar, denn er besteht in weiten Arealen aus massivem Duckstein, so dass man die Grablegen aus dem Fels heraushauen musste. In einem solchen Grab aus dem 13. Jhd. fand man drei Jakobsmuscheln, die dem Bestatteten auf die Brust gelegt waren – ein deutlicher Hinweis darauf, dass in Königslutter fromme Leute lebten, die als Pilger das Grab des Heiligen Jakobus im fernen Spanien besucht hatten. Insofern stellt man sich in eine bewährte Tradition, da die Kirche heute als Station am wiederbelebten Braunschweiger Jakobsweg liegt.

Jemand, der als prominenter Bürger seiner Stadt eine Grabstelle sogar innerhalb der Kirche erhielt, ist der Bürgermeister Schmalbruch. Wenn Sie nun außen vor dem Haupteingang der Kirche stehen, finden sie rechts davon seine Gedenktafel. Auf ihr ist in unverwüstlichen Lettern eingemeißelt, der Bürgermeister sei im Jahre 1640 geboren - und zwar auf den Tag genau am 31. September! Natürlich nur böse Zungen behaupten, dass seit diesem Tag die Uhren in Königslutter alle ein wenig nachgehen.