Foto: Thomas Remme

Hufeisenregion

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Im gesamten Osnabrücker Land ist seit dem Mittelalter Stein aus dem Berg herausgehauen worden. Nahezu alle älteren Gebäude der Region künden davon. Die Steinbrüche können nach ihrer Auflassung jedoch zum Problem werden, zumal wenn sie leichtsinnig als abenteuerliche Kletterparcours benutzt werden. Um ein anderes Problem gleich mit zu lösen, hat man deshalb vielfach die alten Steinbrüche mit Müll verfüllt. Nicht umsonst beschleicht uns dabei Unbehagen: Der Müll einer oft auf Kurzlebigkeit ausgerichteten Konsumgesellschaft und das eine Ewigkeit repräsentierende natürliche Gestein. Das sind eigentlich zwei Dinge, die nicht recht zueinander passen wollen. Um gerecht zu bleiben: Der Verfüllung sieht man ihre Natur im Nachhinein nicht mehr an, zugleich ist eine Narbe in der Landschaft gewissermaßen wieder verschlossen. Dennoch bleibt natürlich der Appell, in Zukunft darauf zu achten, nicht mehr so viel Müll zu produzieren.

Eine bewusste Ausnahme von der Praxis der Wiederverfüllung ist der ehemalige Kalksteinbruch Middelberg. Dieser Steinbruch wurde zum Naturdenkmal erklärt, weil sich an seinen Steilwänden wunderschön die Geologie des Berges ablesen lässt. Der hellgraue bis gelbliche Kalkstein am Hollager Berg entstand vor etwa unvorstellbaren 235 Millionen Jahren. Ursprünglich war er feiner Kalkschlamm, also Überrest von Myriaden von Schalenwesen, die in dem Meer lebten, das damals unsere Region bedeckte. Durch das Gewicht der immer mächtiger werdenden Schichten verfestigte sich der Schlamm im Laufe der Jahrmillionen zu dem Muschelkalkgestein, das uns heute in dem Steinbruch vor Augen tritt.

An der Wende vom 19. zum 20. Jhd. begann hier der zunächst vorindustrielle Abbau des Muschelkalks. Zahllose Häuser, Kellersockel und Hofmauern wurden daraus errichtet, auch die Hollager Josefskirche. 1936 übernahm Caspar Middelberg den Steinbruch, dessen Name bis heute der Steinbruch trägt. Erst 1981 fand der Gesteinsabbau in diesem Steinbruch sein Ende. Danach übernahm zunächst die Kirchengemeinde St. Josef das Gelände und errichtete hier eine Freizeit- und Begegnungsstätte mit Schutzhütte und Grillplatz. Doch nach einigen Jahren wurde der Gemeinde die Instandhaltung zu viel. Nächtlicher Vandalismus und eine damit einhergehende Vermüllung – schon wieder Müll! – machten eine weitere Nutzung durch die Gemeinde nahezu unmöglich. Seit 2013 kümmert sich der Verein Heimathaus Hollager Hof um das Naturdenkmal. Seine ehrenamtliche Tätigkeit stellt sicher, dass der Steinbruch auch weiterhin Besuchern zugänglich ist.

Damit das auch so bleiben kann, liebe Besucher, müsst ihr ein wenig mithelfen: Nichts von den Steinwänden abklopfen, keine lautstarke Sause mit Musik, die alles an wildlebenden Tieren der ganzen Umgebung verscheucht, und vor allem: Lasst bitte euren Müll hier nicht liegen!