Hufeisenregion

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Das niederdeutsche Hallenhaus ist jahrhundertelang überall in den ländlichen Räumen Norddeutschlands gebaut worden. In Bissendorf steht mittlerweile eine Reminiszenz an das  Hallenhaus, in dem kein Bauer mehr mit seinem Vieh lebt, sondern wo der Gemeinderat zusammenkommt.

Im Jahr 2013 hatte ein Wettbewerb zum Neubau des Rathauses für die Gemeinde Bissendorf stattgefunden. Der Gewinnerentwurf sah ein Ensemble aus einem Verwaltungsriegel und dem Bürgersaal in Form eines traditionellen Hallenhauses mit markantem Satteldach vor. Ein zwölf Meter hoher, stützenfreier Raum im Inneren sollte nicht nur für Ratssitzungen, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden können.

Verwirklicht steht der Entwurf heute in Nachbarschaft zu seinen historischen Vorgängern am Bissendorfer Kirchplatz. Allerdings hebt er sich von ihnen schon rein äußerlich ab, da er statt in Fachwerkweise in Stahlbeton konstruiert und hell verklinkert ist. Allerdings hat man darauf geachtet, dass das Verblendmauerwerk mit den Farben und Materialien der Nachbarschaft korrespondiert, sodass sich das neue Ensemble gut in das Ortsbild einfügt.
Als rundherum gelungen wurde der Bau 2016 für den Niedersächsischen Staatspreises für Architektur nominiert.

Das historische Vorbild des Bürgersaals ist das traditionelle niederdeutsche Hallenhaus. Es gilt als das norddeutsche Bauernhaus schlechthin und ist auch für Bissendorf der maßgebliche Haustypus gewesen. Obwohl es auch als „Niedersachsenhaus“ bezeichnet wird, erstreckt sich seine Verbreitung weit darüber hinaus. Es ist von der niederländischen Nordseeküste bis zur Danziger Bucht und vom südlichen Westfalen bis nach Schleswig-Holstein zu finden.

Der Innenraum des Hauses bestand gleichsam aus nur einer großen Halle, zu deren Seiten rechts und links die Ställe untergebracht waren. Am Kopf des Raumes war die Feuerstelle, um die herum sich das eigentliche Wohngeschehen abspielte. Alle Hauptbereiche bäuerlichen Wirtschaftens waren also hier in einem Raum vereint, so dass der Bauer alles, was ihm lieb und teuer war, unter seinem Dach beaufsichtigen konnte. Außerdem strahlten die Tiere im Winter Körperwärme ab, was der Innentemperatur des Hauses zugutekam.

Während des 19. Jhd. veränderte sich schließlich die Landwirtschaft, aber auch die Vorlieben des Wohnens, womit die Blütezeit des Niederdeutschen Hallenhauses vorüber war. Vielleicht bekommt es aber durch moderne Anstöße wie die in Bissendorf eine neue Renaissance. Wer weiß?