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Hufeisenregion

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Die Sage weiß zu berichten, dass in St. Dionysius zu Belm der Sachsenherzog Widukind getauft worden ist. Damit wäre diese Kirche der Schauplatz eines dramatischen und weltgeschichtlich bedeutsamen Ereignisses.

Karl der Große war zwar ein rechtschaffener König, ein Mann von Kultur und Förderer christlich-römischer Zivilisation. Aber gleichzeitig hatte er noch etwas von einem germanischen Heerkönig an sich, der seine Herrschaft im Krieg unter Beweis stellen wollte. Ohne provoziert worden zu sein, ließ der Frankenkönig seine schwer gepanzerten Reiterkrieger nach Sachsen vordringen. Ein Akt der Gewalt, dem sich die Angegriffenen mit aller Macht entgegenstellten. Ihr Anführer war Herzog Widukind, ein sächsischer Adeliger, der im Raum zwischen Wildeshausen und Osnabrück seine Güter hatte. Die Franken waren zwar besser bewaffnet und straffer geführt, aber die Sachsen kannten sich im Gelände besser aus und nutzten jede Gelegenheit, den Franken aus dem Hinterhalt schmerzhafte Schläge zu versetzen. Deshalb zog sich dieser Krieg dahin und konnte nicht entschieden werden. Die Sachsen litten mehr und mehr darunter, dass in ihrem Land immer weiter Krieg geführt wurde, und Karl wurde zunehmend von der Sorge getrieben, den Widerstandsgeist der Sachsen niemals brechen zu können. Nach vielen und langen Jahren des Kampfes entschloss sich Widukind schließlich, dem Leiden seiner Leute ein Ende zu setzen. Es wird ihm keineswegs leicht gefallen sein, aber schließlich begab er sich zu Karl und unterwarf sich ihm. Ein entscheidender Punkt bei dieser Unterwerfung war es, den Glauben der siegreichen Franken anzunehmen. Widukind ließ sich also taufen, und der erleichterte König Karl wurde sein Taufpate.

Die Sage erzählt das alles etwas anders, nämlich dass Widukind in seiner Verzweiflung versuchte, sich in das Heerlager der Franken zu schleichen, um Karl den Großen mit seinem Dolch zu töten. Als das Heer der Franken aber einen Abendmahlsgottesdienst feierte, habe Widukind das göttliche Kind über dem Abendmahlskelch schweben sehen. Daraufhin habe er sich zu erkennen gegeben und glaubenden Herzens die Taufe empfangen. Die Sage weiß auch, dass Karl der Große daraufhin Widukinds Wappentier geändert habe. Aus dem ehemals schwarzen Pferd wurde ein weißes Pferd auf rotem Grund.

Niemand weiß genau, ob Belm tatsächlich der Ort des Geschehens gewesen ist. Fakt ist, dass hier schon zu fränkischer Zeit eine Kapelle stand, die an der Wende zum 12. Jhd. durch eine romanische Kirche ersetzt wurde. Der wuchtige Turm ist ein Überrest dieses Baus. Das Kirchenschiff wurde etwa 100 Jahre später noch einmal erneuert. Aus dem 13. Jhd. stammt auch der Taufstein, der in mittelalterlicher Bildervielfalt die Taufe Widukinds zeigt, ein Hinweis darauf, dass zu dieser Zeit die Überlieferung des Geschehens in der Region offenbar noch lebendig war.