Hufeisenregion

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Allein der Name hat schon etwas Magisches an sich: Silberberg! Da denkt man an märchenhafte Wesen, unterirdische Reiche, an versunkene Schätze und dergleichen mehr. Tatsächlich gibt es hier von alledem ein bisschen – oder sogar ein wenig mehr als ein bisschen!
Aber eins nach dem anderen. Fangen wir mit den Schätzen im Silberberg an: Der 180m hohe Berg besteht aus Zechsteinkalk, einem etwa 250 Millionen Jahre altem Gestein, das an vielen Stellen Beimengungen von Zink, Blei und Silber enthält. Aufgrund dieser Vorkommen hat es hier schon im Mittelalter vorübergehend Bergbau gegeben. Erneut aufgenommen wurde dieser im 18. Jhd., als der Bischof versuchte, damit die Einkünfte seines überschaubaren Territoriums zu steigern. Er holte sich dazu sogar eine Reihe von Fachkräften aus dem Harz, die einen 600m langen Stollen in den Berg trieben, d.h. es gibt hier wirklich so etwas wie ein unterirdisches Reich. Obwohl der Bischof 1724 einen Mariengroschen aus dem Hagener Silber prägen ließ, war das Gesamtprojekt jedoch wenig ergiebig und wurde deshalb nach wenigen Jahren wieder eingestellt. Die Hagener Bauern waren übrigens nicht wenig froh darüber, dass die Bergleute wieder verschwanden. Aus den Gerichtsakten dieser Zeit wird deutlich, dass sie sich keineswegs gut mit ihnen verstanden. Die Frau des Bauern Meyer zu Natrup beschwerte sich über den allzu lockeren Lebenswandel der Bergleute, bis hin zu dem Vorwurf, ein Berggesell habe „zwei Mädges rund gemacht“, wie es in der alten Aktennotiz heißt. Und der Kötter Caspar Dehpendehner beschimpfte die Bergleute als „Hundsfotter und Schelmen“. Aber dabei blieb es nicht: Ebenfalls dokumentiert sind eine Vielzahl von ganz handfesten Auseinandersetzungen.
Das Silber im Berg hat jedoch auch die nachfolgenden Generationen immer wieder gereizt. Deshalb ist noch heute eine ganze Reihe von Schächten auszumachen, die von diversen Probebohrungen stammen. Etwas wirklich Lohnenswertes gefunden hat man dabei allerdings nicht. Bislang jedenfalls.
Kommen wir daher lieber zu den märchenhaften Wesen am Silberberg, denn davon gibt es hier tatsächlich gar nicht so wenige! Gerade im Bereich alter Schürftrichter, sog. Pingen, ist die Konzentration an Schwermetallen im Boden relativ hoch, was dazu führt, dass hier eine ganz besonders seltene Fauna gedeiht. Darüber hinaus sorgt der Kalkboden dafür, dass eine echte Schönheit den Silberberg mit ihrer feenhaften Anmut beglückt. Es ist die Orchidee, die hier in 10 unterschiedlichen Arten vorkommt, auch solche mit so blumigen Bezeichnungen wie „geflecktes Knabenkraut“ oder „Schwertblättriges Waldvögelein“. Zur Blütezeit im Juni zeigen sie sich allesamt von ihrer schönsten Seite.
Die Orchideenwiese bildet das Herzstück des Naturschutzgebietes, das seit 1937 den größten Teil des Silberbergs umfasst. Damit dieser Garten seltener Pflanzen erhalten bleibt, ist einiger Aufwand nötig und viel pflegende Fürsorge, z.B. um einen Gehölzbewuchs zu vermeiden, der unsere zarten Schönheiten vertreiben würde. Deshalb wundern Sie sich nicht, wenn Sie hier auf einmal die eine oder andere Ziege entdecken. Es sei Ihnen versichert: Die sind nicht ausgerissen, sondern gehören hierher und betreiben Landschaftsschutz, denn sie fressen das Grün ab, das hier nicht wachsen soll.
Wenn Sie den märchenhaften Silberberg und seine Geheimnisse nun noch genauer erkunden möchten, empfehle ich Ihnen eine Führung der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt in Hagen oder des NABU Osnabrück, die zu Anfang Juni, der Zeit der Orchideenblüte, angeboten wird.