Sagen der Hufeisenregion

Sagen vom Hüggel

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Unter dem Hüggel, einem Berg in der Gemeinde Hasbergen, lebten einst Zwerge, die man Sgönaunken nannte. Sie lebten mit den Menschen in der Umgebung weitgehend in Eintracht, aber so manches Mal gab es auch unerfreuliche Begegnungen, und man war gut beraten, sie nicht zu erzürnen.

Die Sgönaunken waren geschickte Schmiede und nutzten das erzreiche Gestein im Hüggel. Wenn man ein Gerät aus Eisen brauchte, ging man zu ihrer Höhle und legte einen Zettel mit der Bestellung auf einen Tisch. Die nächsten Tage lag das fertige Gerät dort und ein Zettel, der den Preis dafür nannte. Wer die Dienste der Sgönaunken in Anspruch nahm, war immer so klug, ihre Forderung zu begleichen. Nur einmal hat der Meier vom Hüggelhof mutwillig statt einer Bezahlung einen braunen stinkenden Haufen auf dem Tisch hinterlassen. Während er eilig nach Hause rannte, flog ein feuriges Pflugeisen hinter ihm her und eine Stimme stellte ihn zur Rede. Mit arger Not nur erreichte der Mann schließlich seine Haustür, in deren Pfosten hinter ihm das glühende Eisen mit dumpfem Schlag einfuhr. Dann hörte er wieder die Stimme. Sie drohte, das solle noch der neunte Hüggelmeier zu bezahlen haben. Der alte Erzähler wusste noch zu berichten, dass es dem Hüggelmeier zu seiner Zeit schon wieder recht gut ging, das heißt es musste mittlerweile wohl mindestens der zehnte seitdem gewesen sein.

Manchmal halfen die Sgönaunken auch im Haushalt und beim Brotbacken. Sie kamen allerdings immer in der Nacht und wollten nicht gesehen werden. Wenn man ihnen auflauerte, blieben sie fortan verschwunden.

Des Öfteren entführten sie auch menschliche Kinder und tauschten diese mit ihren eigenen. Dann mussten die Eltern den Wechselbalg zum Sprechen bringen. Sobald das geschafft war, tauschten sie die Kinder wieder zurück. Einmal war eine Mutter ganz verzweifelt, bis man ihr riet, sie solle vor den Augen des Wechselbalgs Eierschalen aufs Feuer setzen und in ihnen brauen. Und tatsächlich rief das Wesen angesichts dessen aus: „Siebenmal habe ich den Bremer Wald abbrennen sehen, aber solch ein Brauen ist mir noch nie untergekommen!“ Da war der Bann gebrochen und das echte Kind der Mutter lag im nächsten Augenblick wieder in seiner Wiege.

Einmal haben die Sgönaunken auch eine Frau in ihre Höhlen entführt und sie nur freigelassen, als sie versprach, sich mit zwei Butterfässern freizukaufen.

Die seltsamste Begegnung hatte aber wohl der Herr von Stahl auf Sutthausen. Aus Forscherdrang begab er mit einem sich abwickelnden Fadenknäul in der Hand in die Tiefen des Hüggels. Irgendwann aber riss der Faden, so dass er nicht mehr den Ausgang fand. Schließlich kam er in einen Raum, über dem an einem feinen Faden ein gewaltiger Eisenstein hing. Darunter saß eine alte Frau mit einem Spinnrad. Ihr zu Füßen lagen drei große Doggen. Sie erhob sich und ging sanften Schrittes auf ihn zu. Sie gab ihm zu verstehen, sich nur leise wie die Maus zu bewegen, denn ihre Hunde würden ihn sofort zerreißen, würden sie geweckt werden. Dann führte sie ihn über verschlungene Pfade glücklich zurück an die Oberfläche. Aus Dankbarkeit über seine Rettung schenkte er der Kirche in Hagen zwei Wiesen. Dafür sollte für ihn sonntags fortan immer gebetet werden.