Foto: Dieter Schinner

Hufeisenregion

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Was haben Pollen mit der Belmer Mühle zu tun? So einiges, aber das ist etwas komplizierter zu erklären. Da geht es jedenfalls um Geschichte - und Geschichten, wovon es bei dieser Mühle massenhaft gibt!

Hier in Belm lag ein uralter Meyerhof, dessen Wurzeln mindestens stolze 1200 Jahre zurückreichen. Da unsere Mühle aber just zu diesem Meyerhof gehörte, wäre es möglich, dass sie in etwa genauso alt ist, zumal die fränkischen Eroberer zu dieser Zeit die Nutzung der Wasserkraft nachweislich ins Sachsenland mitgebrachten.

Das alles liegt jedoch tief im Dunkeln der Vergangenheit, so dass man ohne verlässliche Quellen nur Vermutungen anstellen kann. So jedenfalls war es, bis ein findiger Kopf, Dr. Schwaar vom Landesamt für Bodenforschung, eine Pollenanalyse im Boden des Belmer Bruchs durchführte. Und das Ergebnis war erstaunlich: Er konnte nämlich nachweisen, dass im Bereich des Mühlenteiches ein Schilfdickicht den Erlenbruchwald abgelöst hatte – und das vor gut 11hundert Jahren! Damit war das außergewöhnliche Alter unserer Mühle ganz praktisch bewiesen!

Eine schriftliche Erwähnung findet sich dagegen erst 400 Jahre später. In dieser Urkunde geht es um die Abgaben des Mühlenpächters. So hatte er an den Meyer des Hofes drei Schillinge zu entrichten, einen gemästeten Eber und alle drei Jahre einen jungen Hund. Übrigens stand er mit seiner Abgabenlast durchaus nicht alleine da. Die hörigen Bauern der ganzen Umgebung mussten ihre Abgaben hierher auf den Meyerhof in Belm entrichten, der damit eine wichtige Verwaltungseinheit der bischöflichen Grundherrschaft in Osnabrück war.

Aus dem 15. Jhd. hören wir von einem Streit zwischen dem Müller in Belm und seinem Grundherrn, dem Domsenior Johann von Varendorf. Das war ein ziemlich rauer Bursche, der nicht einmal davor zurückschreckte, mit der Waffe in der Hand seine Priesterkollegen im Osnabrücker Dom zu überfallen! Kein Wunder also, dass der Müller sich schließlich davonmachte, um woanders Schutz zu suchen.

Eine nächste Spur finden wir an der Fassade der Mühle, nämlich eine Gedenktafel, die auf die Renovierung der Mühle im Jahr 1555 verweist.

Gut zweihundert Jahre später wurde die Mühle privatisiert. Der Mann, der sie verkaufte, saß übrigens in London und war Georg III., König von England. Osnabrück war nämlich inzwischen an das in Britannien regierende Haus Hannover gefallen

Der heutige Mühlenbau stammt aus der Wende vom 19. zum 20. Jhd. Der Neubau ging einher mit einer gründlichen Modernisierung und einer Umstellung von Wasser- auf Dampfkraft, später auf Motorkraft. Auf diese Weise wurde die Belmer Mühle seinerzeit zur größten und leistungsfähigsten Mühle der ganzen Region Osnabrück.

Seit 1991 ist die Mühle nun in Besitz der Gemeinde Belm. Mit Weitsicht, viel Einsatz und Arbeit aller beteiligten Gruppen ist das historische Ensemble nicht nur erhalten geblieben, sondern hat sich auch zu einem vielfältigen Kultur- und Begegnungszentrum gemausert. Um die Pflege des alten Gemäuers kümmert sich der Verein „Belmer Mühle e.V.“, der auch Führungen und Vorführungen anbietet.