Foto: Thomas Remme

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Wallenhorst war ursprünglich eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde mit teilweise weit auseinander liegenden Gehöften. Ein erstes Zentrum entstand durch die alte St. Alexanderkirche u.U. sogar schon durch ein älteres heidnisches Heiligtum. Die Sogkraft dieses Zentrums ist aber nie so groß gewesen, dass sich darum ein fester Siedlungskern gebildet hätte.

Während des 19. Jhds. wurde die katholische Kirchengemeinde immer unzufriedener mit der Situation ihrer alten Kirche. Zwar hatte man sie im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und renoviert, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie für die angewachsene Bevölkerung nicht mehr genügend Platz bot. Außerdem entwickelte sich zunehmend ein Renovierungsstau. Deshalb bemühte man sich seit Mitte des 19. Jhds. um einen geeigneten Platz für die neue Kirche. Die bischöfliche Verwaltung in Osnabrück hatte ein Auge auf das Auswahl des Standortes und verfügte: Die Kirche muss von einem ansehnlichen freien Platz umgeben sein, so dass sie nach allen Seiten dem Auge eine unbehinderte und wirkungsvolle Ansicht darbietet. Auf dem Bockholt, einem alten Versammlungsplatz in Wallenhorst wurde man fündig. Architekt Xaver Peter Lütz, der sein Können in der Kölner Dombauhütte erworben hatte, baute eine dreischiffige neugotische Hallenkirche nach mittelalterlichem Vorbild mit einem 67m hohen Turm.

Mit der Fertigstellung der Kirche 1886 und dem Bau des Pfarrhauses, der Schule und weiteren Gebäuden entstand um die Kirche ein neues Wallenhorster Zentrum, das sich im Verlauf weiterer Jahrzehnte zum echten Siedlungskern entwickelte.

Bei dem Umzug von der alten zur neuen St. Alexanderkirche nahm man einiges an Inventar mit, beispielsweise das wertvolle romanische Taufbecken. Ansonsten hatte man für die baulichen Relikte der Altvorderen aber wenig übrig. Zwischenzeitlich hatte man sogar die Absicht, die alte St. Alexanderkirche abzureißen. Zum Glück hat man davon Abstand genommen, so dass sich Wallenhorst heute sowohl an der alten als auch an der neuen St. Alexanderkirche freuen kann.

Wallenhorst hat aber noch ein drittes geistliches Gebäude, und das ist die Annakapelle. Sie steht gewissermaßen im Schatten der neuen St. Alexanderkirche, dabei existierte sie schon viele Jahre vor dem großen Nachbarn. Im 15. Jhd. ist sie als Gedenkkapelle für zwei in der Schlacht gefallene Brüder errichtet worden. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnerte man sich an diesen Aspekt der Kapelle und nutzt sie seitdem zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs.

Neue Alexanderkirche und der Punkt im Raum

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Wissen Sie was: Jeder einzelne Berg und Hügel in Deutschland ist so hoch, wie es hier in Wallenhorst, im Osnabrücker Land, beschlossen worden ist. Jawohl, genau so ist es, auch wenn Sie mir das jetzt noch nicht glauben wollen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Globus vor sich stehen. Die ganze Welt ist Ihnen vor Augen, liegt Ihnen gewissermaßen zu Füßen. Wenn Sie nun etwas näher herangehen und die Einteilung des Globus ansehen, werden Sie feststellen, dass die gesamte Erdoberfläche in Quadranten aufgeteilt ist. Da sind einerseits die Längengrade, die ab der englischen Stadt Greenwich in östlicher und westlicher Richtung gemessen werden. Und da sind die Breitengrade, die sich vom Äquator her aufwärts bemessen. Überall auf der Erde kann man über dieses Koordinatensystem ganz genau feststellen, auf welchem Punkt des Globus man sich gerade befindet. So weit – so gut.

Aber was ist eigentlich mit der dritten Dimension? Die physische Karte einer hügeligen Landschaft ist z.B. übersät mit Höhenlinien und entsprechenden Angaben. Alle diese Höhen werden gemessen in Meter über normal Null in Bezug auf den Meeresspiegel. Aber woher will man denn so genau wissen, wie hoch das eigentlich ganz genau ist?

Da man ja die Höhe des Meeresspiegels nur schwerlich auf den Millimeter genau jederzeit nachmessen kann, braucht man zur Feststellung der Höhe einen Bezugspunkt, von dem alle anderen Höhenmessungen ihren Referenzwert her beziehen. – Und der ist tatsächlich hier in Wallenhorst! Der Nivellementpunkt, der als Höhenfestpunkt festlegt, wo genau die Normalhöhennull anzusetzen ist, ist in die Wand der Neuen St. Alexanderkirche eingelassen. Seit 1986 ist das so. Seit damals wurden alle Höhenreferenzwerte Westeuropas harmonisiert, nach dem Mauerfall kamen die neuen Bundesländer noch hinzu, darauf nach und nach die meisten anderen Länder Osteuropas, d.h. fast alle anderen europäischen Referenzpunkte sind sich mit unserem hier absolut einig.

Sehen Sie also? Hab ich doch recht gehabt: Wie hoch etwas in Deutschland bemessen wird, ist genau hier in Wallenhorst festgelegt. Erhebend, nicht wahr?