Friedensroute

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Frau: Da kommt der Reiter der Reichspost! Zweimal in der Woche geht es Richtung Münster, zweimal Richtung Osnabrück. Was er wohl diesmal für Meldung bei sich trägt?
Mann: Ach, möge er doch endlich einmal eine gute Botschaft bringen! Seit Jahren sitzen sie in Münster und Osnabrück zusammen. Mir will es scheinen, das Los des armen Mannes kümmert all die hohen Herren kaum. Anzutreiben scheint es sie jedenfalls nicht. Der einzige, der hier in Eile seinen Dienst tut, ist der Bote!
Frau: Recht hast Du! Seit 30 langen Jahren zehrt uns dieser unsägliche Krieg aus. Böse ist´s, wenn die Soldaten plündernd in die Dörfer kommen. Alles nehmen sie sich! Nichts bleibt dir, wenn ihnen danach ist. Nicht dein Hab und Gut, nicht die Ehre deiner Töchter, nicht das Dach über deinem Kopf, weil sie dir den roten Hahn daraufgesetzt haben!
Mann: Und nicht viel besser ergeht es dir, wenn Soldaten Quartier bei dir nehmen wollen. Es ist ganz gleich, ob es die Kaiserlich-Ligistischen oder die Hessen und die Schweden sind. Ich habe von einem Korporal gehört, dem hat ein frommer Landmann Sauerkraut mit Mettwurst vorgesetzt, dazu Fleisch von Rind und Schwein, weit Besseres als er selbst so manchen Tag zu Essen hat. Weißt du, was darauf passiert ist?
Frau: Ja was?
Mann: Auf die Diele hat der Korporal das alles ausgegossen und herumgebrüllt: Den Bettlerfraß könne man nur zur Tür hinauswerfen! Danach musste der Bauer für ihn seine Hühner und die Kälber hergeben!
Frau: Erbärmlich! Und so etwas nennt sich Christenmensch! - Ähnliches habe ich auch von einem Soldaten gehört, der bei einem Bauern hier ganz in der Nähe einquartiert war. Als sie ihn nach langen Wochen endlich loswurden, wollte er zum Abschied auch noch Geld. Und als die Hausfrau ihm nichts geben konnte, bedrohte er sie, und das obwohl sie gerade ihren Säugling auf dem Arm trug!
Mann: Und dann?
Frau: Bevor Schlimmeres passieren konnte, kam zufällig ein Offizier vorbei und hat ihn mitgenommen. Er werde wiederkommen, hatte er ihr noch zum Abschied gedroht.
Sich näherndes Hufgetrappel, Reiter ist fast da.
Mann: Bester Bote, gibt es neue, gute Meldung?
Reiter: Zu viel mag ich euch nicht verraten, nur eines: Habt Hoffnung! Es ist bald getan!
Frau: Hast Du gehört?
Mann: Gott möge geben, dass er recht hat!