Feierliche Einweihung des großen Gedenksteines auf dem Thie 1978

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Glandorf war vor seiner Dorfwerdung im frühen Mittelalter ein loser Verbund von kleinen Bauerschaften. Die Flurnamen Westendorf, Sudendorf und der Ortsteil Averfehrden, der vormals Nordendorf hieß, sind ein Indizien dafür, dass dort Siedlungen lagen, deren Zentrum der Thieplatz von Glandorf war. Eine Struktur, die bei sächsischen Siedlungsgemeinschaften nicht unüblich war. Wahrscheinlich versammelten sich die Bauern auf dem Thie unter einer große Linde, wenn es etwas von allgemeinem Interesse zu besprechen gab, wenn in Fällen niederer Gerichtsbarkeit ein Urteil gefällt werden musste und sicherlich auch, wenn es etwas zu feiern gab.

Nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen, wurde der Stamm christianisiert. Zentrum der Missionstätigkeit war in dieser Gegend die Bischofsburg in Osnabrück, die auch in Zukunft die maßgebliche Größe für Glandorf bleiben sollte.

Der Name Glandorf taucht zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1070 auf, und zwar wird dem Besitzer eines Hofes im benachbarten Lienen erlaubt, seine Schweine zur Mast in die Mark von „Glanathorpe“ zu treiben. Das bedeutet, dass die Gemarkung Glandorf schon weit mehr als 900 Jahre diesen Namen trägt.

Als man 1978 auf dem Thie einen großen Findling aufstellte, wurde dies zum Anlass genommen, mit einer Inschrift auf dieses erstaunliche Alter Glandorfs aufmerksam zu machen. Eine weitere Inschrift nennt das Alter von 700 Jahren. Und damit hat es Folgendes auf sich:

Als um das Jahr 1200 die Kirche St. Johannis errichtet wurde, entstand neben dem Thie ein weiterer Ortsmittelpunkt. Dennoch blieb Glandorf zunächst abhängig von der Pfarre der benachbarten Ortschaft Laer. – Allerdings nicht mehr allzu lange: Ein paar Jahre um 1275 wurde Glandorf auch in dieser Hinsicht endlich eigenständig.

Die dritte Inschrift auf einer Bronzetafel stammt von 1995 und erinnert an ein entscheidendes Ereignis aus jüngerer Vergangenheit: Pastor Wilhelm Bolte besaß im April 1945 den Mut, mit den Amerikanern eine unblutige Übergabe Glandorfs auszuhandeln und hat damit den Ort vor weiterem Schaden bewahrt.

Auf der Rückseite des Findlings findet sich noch eine weitere Gedenktafel. Sie erinnert an die Vertreibung der Ostdeutschen u.a. aus Weigelsdorf in Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg und daran, dass diese Neuankömmlinge schließlich hier, in Glandorf, eine neue Heimat fanden.