Das damalige Theresien-Hospital mit Nebengebäuden um 1910

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„Verehrte Anwesende, sehr geehrte Hinterbliebene. Wie fristgerecht bekannt gemacht wurde, verlese ich nun das Testament der verstorbenen Frau Theresia Freese, geb. Pelke:

> Verhandelt zu Glandorf in der Wohnung der Witwe Freese am zwanzigsten November achtzehnhundertsechzig.

Vor mir unterzeichnetem und requiriertem Königlich Hannoverschem Notaren Joh. Carl Heinrich Richard erschien die Witwe Theresia Freese dahier zu Glandorf wohnhaft, welche den angestell­ten Unterredungen nach bei allen Geisteskräften war. Comparentin Wit­we Freese erklärte sodann, daß sie sich entschlossen habe, ihr Testa­ment zu errichten. Sie wolle mich ersuchen, ihren letzten Wil­len zu notariellem Proto­koll zu nehmen.

Comparentin Witwe Freese erklärte zuvörderst, daß ihre Ehe kinderlos geblieben und sie daher berechtigt sei, über ihren Nachlaß nach ihrem Belieben zu verfügen. Sie bestimme daher, daß es mit ihrem demnächstigen Nachlasse gehal­ten sein solle nach ihrem Absterben, wie folgt:

Zum Erben ihrer gesamten be- und unbeweglichen Nachlasse setze sie hierdurch ein den katholischen Pfarrer zu Glandorf, damit derselbe mit ihrem Nachlasse ein Kranken­haus unter Leitung der Franziskanessen für die Bewohner des Kirch­spiels Glandorf gründen möge. <

Mit dieser Erbschaft hatte die Glandorfer Kirchengemeinde nun endlich das Geld, um das schon lang ersehnte Krankenhaus errichten zu können, das nach der Stifterin „Theresien-Hospital“ genannt wurde. Kurz nach dem Tod der Stifterin baute man auf dem Grund ihres alten Erbkottens das erhaben wirkende Haus im Stil des Historismus. Dieses von den Franzikanerinnen geführte Krankenhaus ist für viele Glandorfer über Generationen hinweg ein Segen gewesen, denn dadurch wurde ortsnah eine qualifizierte medizinische Versorgung gewährleistet. Nach Kürzungen der Landeszuschüsse musste im Jahre 1996 der Krankenhausbetrieb jedoch aus Kostengründen eingestellt werden. Dennoch wirkt die Stiftung der Witwe Freese nach wie vor förderlich für das Gemeinwohl, denn heute ist hier eine kompetente Einrichtung der Caritas für chronisch suchtkranke Menschen untergebracht.