Dat de Fresen de Bammel slah!

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Ich grüße Euch, edle Fremdlinge, die Ihr diesen Ort wahrhaftig bedeutsamen Geschehens aufsucht. Ihr fragt Euch, wer ich bin? Das muss ich Euch tatsächlich sagen, wo ich doch überall bekannt bin?! Mein Name ist Gerhard, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst und Bruder des hochwohlgeborenen Königs Christian von Dänemark! Ich bin der Sieger über die Pfeffersäcke aus Bremen und Hamburg, das Tintenfass aus Münster und die Friesischen Häuptlinge, deren Land nicht weit von hier beginnt.

Nun ja, es ist schon richtig, dass ich vorhatte, ganz Friesland zu erobern und es stimmt auch, dass ich mehr als nur einmal hansische Kaufleute zu Wasser und zu Land ausgeplündert habe, ha, ein wirklich einträglicher Spaß! Aber ist das vielleicht ein Grund, meine guten Ammerländer Bauern regelmäßig auszuplündern und ihre Dörfer zu brandschatzen?

Im Jahre des Herrn 1457 war ich gerade in einer wichtigen Angelegenheit außer Landes, da zogen die Friesen mit fast 7000 Mann heran, plünderten die Grenzstadt Apen und zerstörten Westerstede ohne große Gegenwehr. Doch meine Ammerländer wären nicht sie selbst gewesen, hätten sie sich das so einfach gefallen lassen. Ich sag´s ja immer: Dat de Fresen de Bammel slah! Oder für den, der´s nicht versteht: Dass den Friesen die Angst in die Glieder fahren möge! Gerade einmal fünfzehn meiner Bauern taten sich zusammen und vertrieben Plünderer von einzelnen Gehöften. Und als der Anfang erst gemacht war, stießen bald auch weitere unserer Landsleute zu ihnen. Zwischen Mansie und Fikensolt gruben sie den Heerweg auf und versperrten ihn mit Baumstämmen, so dass den schwer bepackten Friesen der Rückweg abgeschnitten war. Hui! Und als meine guten Ammerländer ihre Feinde im Hinterhalt wussten, da kamen sie wie ein Sturmwind über Hark und Tjark, wie man die Ostfriesen damals nannte. Ich wäre zu gerne dabei gewesen, als unsere Feinde ohne ihr Geraubtes die Beine in die Hand nahmen, um nur die nackte Haut zu retten. Allein 300 von ihnen hat man in der Nähe von Mansingen gefangen genommen! Viele andere aber haben meine Ammerländer erbarmungslos erschlagen, was ich nur für recht und billig halte. Begraben hat man sie hier ganz in der Nähe auf einem Acker, den man noch lange „De Fresenkarkhoff“ nannte. Umso erstaunlicher ist, dass dieses Denkmal hier an die Erschlagenen beider Seiten erinnert. Und noch schlimmer: Im Jahre des Herrn 2012, zum hundertsten Geburtstag dieses Denkmals, versammelten sich hier friedlich Ammerländer und Friesen und feierten gemeinsam ein Fest! Da sieht man es einmal wieder! Kaum ist man 500 Jahre tot und kann nicht mehr nach dem Rechten sehen, da passiert ein Unding nach dem anderen!

Ach! Lebt wohl nun, Ihr edlen Fremden! Ich will mich noch einmal auf die Straße begeben. Vielleicht treibt es doch einen Bremer Handelsherrn vorüber, der sein Hab und Gut gern mit mir teilen möcht. Heija!