Geo-Naturpark Frau-Holle-Land
Bei Frankershausen liegen die Kripp- und Hielöcher, eine Wacholderheide, die einige geologisch äußerst interessante Besonderheiten aufweist. Es handelt sich um eine Karstlandschaft, die geprägt ist von kalkhaltigem hellem Gestein. Oberirdisch tritt es als löchrig wirkender heller Fels in Erscheinung. Ihm ist geradezu anzusehen, dass über Jahrtausende hinweg das Regenwasser an ihm gearbeitet hat. Aber auch unterirdisch arbeitet hier das Wasser, insbesondere, wo sich Gipsvorkommen gebildet haben. Sobald ein ausgespülter Hohlraum entsteht, der groß genug ist, dass das darüberliegende Gestein seine Stabilität verliert, kommt es zu Einbrüchen, die hier in der Gegend Kripp- oder Hielöcher heißen. „Kripp“ oder „Krippe“ bezeichnet eine Vertiefung, das Wort „Hie“ eine Höhlung. Dass ein solcher Untergrund nicht ganz ungefährlich ist, hat man zuletzt 1958 erfahren, als in einem plötzlich auftretenden Erdfall ein ganzes Kuhgespann verschwand. Durch die Hielöcher führt heute ein Wanderweg.
Solche Erdvertiefungen haben natürlich schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Daher ist es nicht so ganz erstaunlich, dass man über sie einiges zu erzählen weiß, z.B. die Sage von dem Jungfernkeller.
Eines Tages lagerte ein Schäfer mit seiner Herde in den Hielöchern nahe am Käseberg. Da er nichts Böses ahnte, hielt der Schäfer dort ein gepflegtes Nickerchen. Aber irgendetwas war seltsam. Der Schäfer öffnete die Augen und vor ihm stand lächelnd eine überirdisch schöne Frau in einem weißen Kleid. Sie sagte: „Komm mit mir und ein unermesslich reicher Schatz ist dein!“ Da gehorchte der Schäfer gerne und folgte ihr bis zu dem Felsen am Käseberg. Dort reichte sie ihm einen großen goldenen Schlüssel und sagte: „Hier, nimm. Aber werde nicht stolz ob deines Reichtums – und vergiss das Beste nicht!“ Der Schäfer griff nach dem Schlüssel und die Frau war augenblicklich verschwunden. Kurz entschlossen probierte er den Schlüssel aus und berührte mit ihm die Felswand. Sofort öffnete sich eine gewaltige Höhle, die angefüllt war mit Bergen von Silber, Gold und Edelsteinen. Der Schäfer konnte sein Glück kaum fassen und stopfte sich, so viel er konnte, davon in seine Taschen. Nach einer Weile wurde ihm jedoch unheimlich zumute. Er hastete aus der Höhle heraus, die sich daraufhin krachend hinter ihm schloss. Für sein Lebtag hatte der Schäfer zwar damit ausgesorgt, aber die Mahnung der weißen Frau hatte er nicht bedacht. Er hatte das Beste von allem in der Höhle liegen lassen, nämlich den Schlüssel, der es ihm erlaubt hätte, jederzeit zu dem Schatz zurückzukehren.