Hallo Du!

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Hallo du! Ja genau, Du! Findest du´s nicht auch ganz wunderschön, hier am alten Markt von Westerstede? Wahrscheinlich denkst du dir gerade: „Na, was quatscht der mich denn hier so vertraulich an?“ Aber weißt du was? Ich nehm mir das einfach mal heraus, denn du befindest dich auf Deutschlands erstem „Duz-Platz“, wo man sich eben von vorn herein ganz unkompliziert duzt. Ist doch nett oder? Da hat man gleich einen ganz anderen Zugang zu seinen Mitmenschen! Vielleicht hast Du ja sogar Glück und die Rhododendren blühen gerade, dann ist ganz Westerstede in diese unvergleichliche Blütenpracht getaucht. Herrlich! Dazu die Wasserspiele in diesem Brunnen. Schau ihn dir mal genauer an: Die Formen sind Geysiren nachgebildet, die ihr Wasser in aller Pünktlichkeit ganz regelmäßig in die Luft pusten, wie ein Uhrwerk oder ein Kreislauf. Die Künstlerin, Frau Peters…, ha, jetzt hast du mich ertappt. Na klar, also, wenn die Frau Peters hier auf dem Duzplatz wäre, dann dürftest du sie Alice nennen! Also, die Künstlerin Alice Peters hat damit die Idee der sich immer wieder erneuernden und entfaltenden Natur in Form gebracht.

Aber so gediegen und schön das hier alles ist. Entstanden ist es erst durch etwas ziemlich Unschönes: Denn vor etwa 200 Jahren, im Jahr 1815, brach in Westerstede ein verheerender Brand aus, der fast die gesamte Ortschaft verwüstete. Und zwar ging dieser Brand von der alten Schnapsbrennerei aus, die man heute noch sehen kann. Das ist nämlich das heutige Hotel Altes Stadthaus. Der damalige Amtmann von Negelein war schlau genug, die Häuser nicht einfach an alter Stelle wieder aufzubauen. Er wollte stattdessen lieber einen Platz gestalten, wo man beispielsweise einen Markt abhalten könnte. Obwohl die Westersteder damals ziemlich böse darüber waren, haben sie sich damit natürlich längst versöhnt. Im Gegenteil, mittlerweile schätzt man hier die Weitsicht des alten Amtmannes. Wie übrigens Westerstede früher ausgesehen hat, kannst du dir anhand einer Bronzeplastik hinter dem Rathaus ansehen.

Ein anderes altes Gebäude ist das Hotel Busch. Es steht hier seit dem großen Brand  von 1815. Es hat zwei Eingänge, einen zum Marktplatz und einen zur Langen Straße. Diese Tatsache hat einmal ein gekröntes Haupt in arge Verwirrung gebracht. Jawohl! Glaubst Du nicht? Ich erzähl dir die Geschichte. Es ist schon eine ganze Weile her. Vielleicht war es anlässlich des Wiederaufbaus der Ortschaft, dass Großherzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg Westerstede mit seiner Anwesenheit beehrte. Er fuhr also mit seiner Kutsche aus der Peterstraße über den Markt hinein in die Lange Straße. Da aber der Hotelbesitzer Busch so begeistert von seiner Durchlaucht war, winkte er dem Großherzog aus seiner Tür am Markt stehend zu und lief dann voller Eifer durch sein Hotel hindurch zur anderen Seite, um dort seine Durchlaucht noch einmal begrüßen zu können. Peter Friedrich Ludwig war ein durchaus aufmerksamer und den Menschen zugewandter Monarch. Daher hatte er die Begeisterung im Hause Busch mit landesväterlichem Wohlwollen aufgenommen. Allerdings beschäftigte ihn der doppelte Jubel, was seine Person anging, dann doch irgendwie, denn zu einem seiner Begleiter soll er gesagt haben: „Die Gebrüder Busch sehen sich aber unwahrscheinlich ähnlich“. Schön, nicht wahr!

Du, jetzt muss ich aber wirklich weiter. War nett mit dir zu plaudern. Also, mach´s gut!