Opa Dücker und das weiße Gold
A: Hallo! Kommst du mit, spielen?
B: Geht nicht. Wir fahren bald weiter.
A: Pah. Eure Kähne liegen ja schon drei Tage vor der Schleuse.
B: Na und? Weißte doch, dass wir hier immer so lange warten, bis genug Kähne da sind, dass die Schleuse voll is.
A: Hihi. Darum hockt dein Papa ja auch immer bei mei’m Papa in der Wirtschaft.
B: Klar. Wenn der Schleusenwärter gleichzeitig der Wirt ist…
A: Das ist an allen Schleusen so! Und bei uns, da war vor Papa der Opa, davor Uropa, und davor… äh… Urururur…opa Dücker. Wegen dem heißt die Schleuse so.
B: Die is uralt.
A: Von 1400 oder so. Mittelalter!
B: Genau wie der Stecknitzkanal.
A: StecknitzFAHRT heißt das.
B: Weiß ich auch. Das ist der älteste Kanal in Nordeuropa, sagt mein Papa!
A: Und wozu ham se den gebaut?
B: Fürs weiße Gold!
A: Gold?
B: Weißes Gold, Salz! Das ham die früher zum Bezahlen genommen! Im Mittelalter!
A: Ich dachte, damit macht man Fisch haltbar?
B: Ja, auch. Aber das ist unheimlich wertvoll. Darum hat mein Papa ja auch ziemlich viel Geld. Weil der Salz von Lüneburg nach Lübeck fährt.
A: Pfff.
B: Wir Stecknitzfahrer haben in der Kirche in Siebeneichen sogar eigene Stühle!
A: Angeber. Ihr müsst doch eure Kähne selber durch’n Kanal ziehn.
B: Blödsinn! Machen wir kaum! Die Ufer sind fast immer zu matschig! Wir staken! Und wir ham Segel!
A: Wie wollt ‘n ihr hier segeln? Der Kanal macht doch dauernd Kurven.
B: Weißte was? Mein Papa sagt, jetzt, wo bald das 20. Jahrhundert losgeht, da bau’n sie irgendwann ‘n neuen Kanal. Elbe-Trave-Kanal soll der dann heißen. Der geht bestimmt immer nur gradeaus.
A: Da kommt mein Papa.
B: Mit mei’m Papa. He, ich glaub, jetzt gehts los, wir fahren! Machs gut, bis zum nächsten Mal!
A: Wiedersehn!