Oldenburg

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Oldenburgs Vergangenheit ist durchaus nicht immer friedlich gewesen. Schon vor der eigentlichen Stadtwerdung wird von den mittelalterlichen Chronisten berichtet, dass die Einwohner Oldenburgs immer wieder in die Kämpfe ihrer Grafen verwickelt waren. Folgerichtig erscheint schon Ende des 13. Jhds. ein erster Hinweis auf eine Befestigung der damals noch sehr überschaubaren Ortschaft. Woraus diese frühe Befestigung bestand und wo sie genau verlief, ist heute nicht mehr genau festzustellen. Wahrscheinlich bestand sie nur aus einigen mit Palisaden gekrönten Erdwällen hinter Wasserläufen, von denen es hier mit Haaren, Hausbäke und Hunte von alters her so einige gab.

Je mehr sich die Stadt entwickelte, desto wehrhafter werden auch ihre Verteidigungsanlagen geworden sein. – Von einem durchgehenden Mauerwerk ist aber erst seit 1529 auszugehen.

Der Straßenname „Heiligengeistwall“ deutet auf den hiesigen Abschnitt der Stadtmauer hin, dessen Name noch an das Armen- und Siechenhaus „Zum Heiligen Geist“ erinnert. Dieses lag hinter dem Lappan und war 1351 gegründet worden, zu einer Zeit, als die Schwarze Pest in Europa umging. Die Mauer selbst lag allerdings ein gutes Stück hinter dem heutigen Straßenverlauf. Ihr ungefähres Aussehen ist uns mit dem Pulverturm am Schlosswall noch geläufig: Wir müssen uns also im Gegensatz zu Rothenburg ob der Tauber oder Osnabrück usw. die gesamte Oldenburger Stadtmauer als Wall aus schönem roten Backstein vorstellen. Ihre Fundamente hat man beim Heiligengeistwall bei verschiedenen Ausgrabungen seit 2008 mehrfach belegen können.

Auf dem Stadtplan ist noch heute ziemlich genau auszumachen, welche Ausmaße Oldenburg bis ins 18. Jhd. hatte. Da ist zunächst einmal die Ringstraße, die einmal um den alten Stadtkern herumführt. Darüber hinaus aber ist erkennbar, dass die Wasserläufe rund um den Innenstadtbereich vielfach charakteristische dreieckige Formen aufweisen, wie hier am Heiligengeistwall. Diese stammen jedoch nicht mehr von der mittelalterlichen Stadtbefestigung, sondern sind typisch für Festungsanlagen des 18. Jhds. Die dänischen Könige, die nach dem Tod des letzten Grafen Anton Günther Oldenburg geerbt hatten, bauten die Stadt zu wehrhaften Festung nach allen Erkenntnissen der damaligen Militärtechnik aus, und dazu gehörten mächtige dreieckige Bastionen hinter breiten Wassergräben, auf denen Kanonen positioniert werden konnten. Als wiederum einige Jahrzehnte später eine Stadtbefestigung nicht mehr zeitgemäß war, wurden ihre Anlagen niedergelegt und repräsentativ umgestaltet. Oldenburg war inzwischen wieder Residenz eines eigenständigen Herzogtums geworden und wollte sich entsprechend herausputzen. Zwischen 1801 und 1805 wurden die Wälle hier vor Ort eingeebnet, neue Straßen mit Baumbestand angelegt und das Areal parkähnlich gestaltet. Insofern tritt uns hier ein städtisches Erbe aus einer Zeit entgegen, als Oldenburg sich aus der althergebrachten Enge herauswagte und sich seiner Zukunft zuwandte: Ein erster Schritt zur heutigen weltoffenen Stadt!